Im nachfolgenden Reisebericht schildert Uwe seine Erlebnisse, welche er mit seiner Familie während seiner Rundreise an die Westküste der USA erleben durfte. Wir vom Reiseblog bedanken uns herzlich für den toll geschrieben und sehr spannenden Reisebericht.
USA-Rundreise – Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Aufbruch in die USA
- Aufenthalt in San Francisco
- Eindrücke im Yosemite National Park
- Death Valley
- Bad Water und Ankunft in Las Vegas
- Ausflug zum Hoover Damm
- Grand Canyon
- Cliff Dwellers Lodge
- Horseshoe Bend und Utah
- Natural Bridges National Monument Park
- Capitol Reef National Park
- Bryce Canyon
- Zion National Park
- Wanderung in „The Narrows“
- Abreise
Vorwort zur USA-Rundreise
Mein Name ist Uwe Heimann. Wenn einer eine Reise macht, da kann er was erzählen. Wie wahr! Eigentlich sollte dieser Bericht dazu dienen, mir die Einzelheiten dieser Reise mal wieder ins Gedächtnis zu bringen. Dabei kommt mir die Idee es könnte ja vielleicht nicht schlecht sein auch Leute daran teilnehmen zu lassen, die schon immer mit dem Gedanke gespielt haben etwas Ähnliches zu tun. Hilfestellung dabei gibt mir das Tagebuch, das meine Partnerin Sybille in Kurzform für jeden Tag unserer vergangenen Reisen mit Ausdauer aufgezeichnet hat. Natürlich dient dieser Bericht auch noch einem 2. besonderen Grund. Der Danksagung an unsere Reiseführer in Spe, ohne die diese Reise in der Form nie stattgefunden hätte. Also von dieser Stelle aus viele Grüße an Ronny und Jenny. Ronny unser Neffe lebte zu der Zeit in Eugene /Oregon. Jenny hatte an der dort ansässigen Universität einen Forschungsauftrag und Ronny wurde als Assistent im gleichen Fachbereich tätig. Ihrer Idee entsprang eigentlich diese Reise. Ronny gebührt der Dank, akribisch eine geniale Reiseroute entwickelt zu haben. Gleichzeitig verfasste er einen genauen Zeitplan und buchte sämtliche Hotels und Motels bereits im Vorfeld. Die Kenntnisse vor Ort von den beiden waren für uns einfach unbezahlbar. Das hat die Sache ziemlich vereinfacht. Doch jetzt zum Beginn der Reise, die begann am Morgen des 19.8.2011, der gleichzeitig der Geburtstag meiner Schwägerin und Mitreisenden Bettina war. Sie ist die Mutter von Ronny. Ulli ist der Vater. Die beiden Frauen sind Schwestern und Ulli und ich die dazugehörigen Ehemänner. Ronny wartet in Kalifornien auf uns, während Jenny arbeitsbedingt erst in Las Vegas zu uns stoßen wird. Einen Tag nach uns starten Melanie (die Tochter von Ulli und Bettina) sowie Andre , ein Freund von Melanie auch von Frankfurt aus.
Fr.19.8.2011 – Der Beginn der Reise nach Amerika
Familie Heimann ist um 3 Uhr früh aufgestanden. 4 Uhr werden wir von Wolframs zu Hause abgeholt und fahren nach Frankfurt/Main. Dort haben wir bei einem privaten Parkservice das Auto abgestellt und werden mit einem Shuttlebus zum Airport gebracht. Wir sind schon mächtig aufgeregt und fragen uns, was denn so alles beim Einchecken auf uns zukommen wird. Ulli und Bettina haben die Reise schon im Vorjahr auf ähnlicher Strecke gemacht und beruhigen uns in dieser Sache. 11.40 Uhr soll unsere 767 der American Airlines nach Dallas/Ft. Worth abheben, wo wir zu einer Zwischenlandung ansetzen. Die Formalitäten beim Check In sind dann ausgesprochen schnell erledigt. Ein Grund dafür: Der amerikanische Beamte spricht perfektes Deutsch und seine Fragen halten sich in überschaubare Grenzen.
Der Start ist pünktlich und die Zeit über den Ozean vergeht schneller als wir denken. Was uns allen sofort auffällt ist das relativ hohe Alter des Bordpersonals. Erst vor kurzen hab ich eine Reportage der frühen Anfänge der Lufthansa gesehen. Da war es noch bis in die 60er Jahre so, das Stewardessen mit 35 Jahren am Ende ihrer Karriere angekommen waren und ausschieden. Die American Airlines fährt da eine andere Strategie. Mindestens drei der uns bedienenden Damen haben deutlich die 50 überschritten. Dem Service an Bord tut das keinen Abbruch. Ihren Job erledigen sie nicht anders als die jüngeren Kollegen. Aber das ist eine Beobachtung , die ich auch später noch in Amerika machen werde. In vielen Berufen arbeiten die Leute wirklich bis an das Rentenalter, speziell auch im Service. In Deutschland hat man da mehr den Eindruck, das an der Vorzeigefront junges Blut gefragt ist. Andere Länder andere Sitten.
Wir fliegen über England und Irland und an Island vorbei und sehen die weißen Landflächen von Grönland. Später geht’s über Kanada und die großen Seen vorbei an Chicago immer weiter südlich nach Texas. Von oben fallen die riesigen Felder auf , die sich unendlich aneinander reihen. Über Kanada sieht man über lange Strecken völlig unbewohnte Landstriche und ein See reiht sich an den anderen. Jetzt wird das Anschnallzeichen für den Landeanflug auf Dallas gegeben. Als wir aufsetzen teilt uns der Flugkapitän schon mal die Außentemperatur mit: schlappe 37 °C. Der Airport ist einer der größten der USA und so ist nicht verwunderlich, das sämtliche Gates mit einer computergesteuerten Schienenbahn zu erreichen sind. Problematisch ist, das uns die Zeit für den Anschlussflug nach San Francisco langsam unter den Fingern verrinnt. An den Schaltern der Einwanderungsbehörde stehen Massen von Leuten. Das wird eng werden ! Wir warten und warten und irgendwann stehen auch wir vor dem streng schauenden
Beamten. Der eigentliche Vorgang ist so schnell zu Ende das wir uns wundern. „Wo werden sie als erstes übernachten? Was ist der Grund der Reise? Geschäftlich oder privat? Wie lang werden sie im Land bleiben? “ Dann wird noch ein Augenscan gemacht. Das war es! Wir sind in Amerika! Hurra!
Jetzt beginnt ein Wettlauf in Richtung Airport-Bahn, den wir eindeutig verlieren. Unser gebuchter Weiterflug nach San Francisco hat sich schon mal mit unseren Gepäck , aber ohne uns verabschiedet. Kein Grund zum Heulen, aber trotzdem schade. Immerhin wartet Ronny in San Francisco auf uns und wir haben momentan keine Chance ihn telefonisch zu verständigen. Kein Empfang. Wir werden auf den nächsten Flieger umgebucht ,der geht offiziell 2 Stunden später. Es kommt dann zusätzlich noch 1 Stunde dazu, wir wissen nicht den Grund dafür. Die Zeit bis zum Abflug ist zumindest für mich nicht langweilig. Auf diesen Mega-Airport gibt es jede Menge zu sehen. Im Airportjournal hab ich gelesen, das es in den 5 Terminals an die 200 Shops und Restaurants gibt. Dallas ist einer der großen Drehkreuze im internationalen Luftverkehr. Wir gehen gerade an einem Shop des einheimischen US Footbal Teams, den Dallas Cowboys vorbei. Eine Eigentümlichkeit fällt mir auf den Toiletten des Flughafens auf. In den Kabinen sind die Türen nur so hoch, das man im Stehen locker über den oberen Rand der Tür schauen kann. Das vereinfacht wahrscheinlich den Sicherheitskräften ihre Arbeit enorm, für mich ist es etwas gewöhnungsbedürftig immer in Erwartung zu sein das jemand einen über die Tür bei seinen Bemühungen Gesellschaft leistet. Ebenfalls sind die Spaltmaße der Türen sehr großzügig gestaltet, so das ich die Leute die es bereits hinter sich haben, direkt vor mir vorbeilaufen sehe. Soviel Public Viewing bin ich an so einen Ort nicht gewöhnt.
Im Flieger nach San Francisco ist es ziemlich eng und ich habe jetzt einen Mittelplatz, zusammen mit einem Geschäftsreisenden rechts und Sybille links neben mir. Ziemlich unbequem und ich sehne mich der Landung im schönen Kalifornien entgegen. Irgendwann ist auch das geschafft und unter uns breitet sich, da es jetzt schon Abend ist, eine unendliche Lichterfläche aus. San Francisco. Im Airport erwartet uns dann ein sichtlich aufgeregter Ronny. Aber er hat sich schon am Info-Schalter informiert und wusste das wir in der nächsten Maschine sitzen. Wir holen unser Gepäck und stehen jetzt vor dem Airport und warten auf ein Taxi, was uns in die ca. 25 km entfernte City bringen soll. Der ehemalige DDR-Bürger bekommt gerade ein völlig irrationales Gefühl. Ich bin nach gefühlten 100 Jahren Wartezeit als 50 jähriger am Ende meines jahrelangen Traums angekommen. Eigenartigerweise sind auch hier die Bäume grün, die Autoabgase riechen auch nicht besser wie bei uns und die Leute haben zwei Augen, zwei Ohren usw. Doch ich fühle mich wie ein absoluter Glückspilz und sauge jeden noch so einfachen Eindruck in mich auf. Wir sind jetzt um die 30 Stunden unterwegs. Aber der Adrenalinüberschuss macht es möglich, das wir uns alle immer noch fit fühlen. Was mich stutzig macht ist, dass Ronny sich etwas abseits stellt und scheinbar ein sehr dringendes Telefonat führt. Ein Taxi nach dem anderen fährt ohne uns weg und ich frage mich ,wann werden wir hier weg kommen. Keine 2 Minuten später fährt eine imposante Stretchlimousine vor. Der uniformierte Latino-Chauffeur grüßt uns ganz nett, jetzt fällt der Groschen langsam auch bei uns! Ronny verfrachtet unser Gepäck in den Kofferraum und feixt uns an: „Einsteigen bitte!“ Wenn das mal nicht eine Überraschung ist.
In dieser Wahnsinns -Karre gibt es eine ganze Menge von Annehmlichkeiten. Begonnen bei einer Hausbar über eine selbststeuerbare Stereoanlage und einer riesengroßen Ledercouch, die schräg zur Fahrtrichtung eingebaut ist. Ronny sorgt für angemessenen Reggea-Sound a la Bob Marley und ab geht’s in Richtung City San Francisco. Es ist wie im Traum und wir sind alle ziemlich aufgedreht. Wir probieren gleich mal eine Laola-Welle auf der langen Couch. Die ersten höheren Häuser erscheinen auf der Bildfläche. Ich muss mich immer mal heimlich ins Bein kneifen. Damit ich spüre das es wirklich wahr ist, das ich durch San Francisco zusammen mit der ganzen buckligen Verwandtschaft in einer völlig unfassbaren Karre fahren.
Jetzt hält das Gefährt. Grant Plaza ist unser Hotel für die nächsten 3 Tage. Mittlerweile ist es 23.00 Uhr Ortszeit und jetzt wäre es eigentlich Zeit , mit 32 Stunden im Gepäck seit Chemnitz, einfach ins Bett zu fallen. Aber nicht mit uns! Alle haben noch Hunger und wir wollen jetzt was essen gehen, irgendwo in der Nähe des Hotels. Also gibt es jetzt noch einen kleinen nächtlichen Spaziergang, der uns zum naheliegenden Union Square führt. Wir finden einen überdimensionalen Burger King der um diese Zeit noch ganz gut besucht wird. Jetzt sehe ich schon mal die ersten Mitglieder der Generation „Fast Food“. Farbige Amerikaner mit Endmaßen vergleichbar wie Cindy aus Marzahn. Das nimmt uns aber keinesfalls den Appetit und ich habe in dieser Stadt schon wieder das irrationales Gefühl. Es ist 23.30 Uhr und ich sitze Downtown San Francisco und verspeise meinen dicken Burger mit Genuss. Drei Häuser weiter ist das Highlight eines unverschämt langen Tages dann endlich erreicht. Vor einer Musicbar mit dem schönen Name „Gold Dust Lounge“ steht ein Freak mit Zylinder auf dem Kopf und bittet uns mit einen Lächeln in das Innere . Was soll es! Wir sind nicht um den halben Erdball gereist, um bei einer so freundlichen Aufforderung zu kneifen. Also rein in die gute Stube! Und genau so sieht es dann drin auch aus. Eine Bar mit sehr langen Tresen, Sitzecken mit Ledersofas, einer kleinen Bühne und jeder Menge lauter, lustiger und amüsierbereiter Menschen. Aus Richtung der Bühne schallt uns der Sound von handgemachter Bluesmusik entgegen und ich fühl mich wie im 7.Himmel. Die Hütte ist vollbesetzt aber irgendwie schaffen wir es. Ein paar Leute wollen gehen und die Sitzecke wird frei für uns. Ein Trio älterer Musiker, einer mit einen langen weißhaarigen Pferdeschwanz, heizt mächtig die Stimmung an. Wir trinken ein Bier mit Kirschgeschmack, was uns Ronny wärmstens empfohlen hat. Nicht schlecht! Aber ich glaube selbst ein 3 Tage alter Pfefferminztee würde unter diesen Umständen wie Champagner schmecken. 2.00 Uhr ist Rausschmiss und jetzt beginne ich die 34 Stunden die wir auf dem Buckel haben so langsam zu spüren. Kurzer Heimweg ins Hotel und ab ins Koma… Wir schlafen wie die Murmeltiere. Der Wecker ist gestellt und deshalb Gute Nacht!
Sa.20.8.2011 – Der erste Tag in San Francisco
Um 9.00 Uhr stehen wir alle vorm Eingang vom Hotel. Jetzt erst bemerke ich unsere unmittelbare Umgebung. Die typischen Berg und Tal Straßen von SF. Wir wohnen direkt an der Grenze von Chinatown und dem Financial District. Einige imposante Wolkenkratzer sind in unmittelbarer Nähe. Ich kann auch dieses Wahrzeichen von San Francisco sehen, die Transamerican Pyramide. Wir gehen weiter zu Fuß zur Marketstreet, um uns irgendwo ein Frühstück zu genehmigen.
Die Imbisskette Starbucks bietet dafür die beste Gelegenheit. Erstens findet man diese auf Schritt und Tritt in den USA. Das Angebot kann sich auch sehen lassen. Sandwiches, Kaffee und Kuchen fürs kleine Geld und es geht immer schnell. Was mir als absolutem Amerika-Greenhorn auffällt, ist die fast schon sprichwörtliche Freundlichkeit aller Leute die im Service beschäftigt sind. Ich hab den Eindruck der junge Mann mir gegenüber, ist an wirklich nichts anderen interessiert, als das es mir hoffentlich richtig gut geht (ok, vielleicht auch noch an einen kleinen Trinkgeld). Im weiteren Verlauf der Reise erfahre ich das immer wieder und das gehört zu den positivsten Eindrücken. Die Leute sind hier einfach besser drauf. Wir schlendern weiter die Marketstreet entlang und jetzt zieht es die Damenwelt wie vom Magnet angezogen in die Shopping Mall. Als erstes müssen wir unbedingt in einen Laden namens „Abercrombie & Fitch“. Das hört sich an wie ein Anwaltsbüro aus einem John Grisham Buch. Aber weit gefehlt, dahinter verbirgt sich ein absolut trendiger Anbieter von Jugendbekleidung. Wie uns Ronny berichtet ist das im Moment das Non plus ultra bei den Kids, das sollten wir also mal gesehen haben. Die Firma produziert auch wie alle großen Labels ein eigenes Parfum, was hier über kleine Düsen in die Verkaufsräume ununterbrochen eingesprüht wird. Also weiß man auch mit geschlossenen Augen , wo man sich gerade befindet. Wir verlassen die Mall wieder und direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird uns ein einmaliges Spektakel geboten. Hier ist der Beginn und die Wendestelle einer Cablecar Linie. Diese immerhin an die 100 Jahre alten Straßenbahnwagen , sind der Stolz der San Franciscaner.
Hier an dieser Stelle fährt man den Wagen auf eine Art Drehscheibe und dreht das Gefährt per Hand in die andere Fahrtrichtung . Hunderte Touristen verfolgen dieses Schauspiel. Die Fahrer und Bremser sind zum großen Teil Afroamerikaner der stämmigen Sorte! Ihre Fähigkeiten als Entertainer werden auch von allen geschätzt und es gibt immer viel Spaß bei so einer Fahrt. Wir haben uns ein 3 Tage Ticket besorgt und kommen so für wenig Geld an alle Stellen der Stadt. Sonst kostet ein Einzelticket immerhin 6 Dollar. Also lohnt sich das echt. Jetzt aber fahren wir mit einem Zwischending von U-Bahn und S-Bahn in westliche Richtung bis an den Pazifik. Als wir aussteigen empfängt uns ein sehr breiter Strand , aber die Temperaturen und der straffe Wind sind mehr für Surfer geeignet als für Leute die baden wollen. Das war auch nicht unsere Absicht, wir sind auf dem Weg zum Golden Gate Park. Hier angekommen, vorbei an einer Windmühle im holländischen Stil , spazieren wir durch den Park in Richtung Innenstadt.
Der Park fungiert als Stadtpark der Einheimischen und da heute Samstag ist haben sich auch jede Menge dieser Gattung hier eingefunden. Skater, Jogger und Spaziergänger sind in Massen unterwegs, aber man hat nicht den Eindruck das es überlaufen ist. Auf den großen Wiesenflächen sieht man immer wieder Leute mit Picknickkörben. Hüpfburgen für Kinder und selbst einen kleinen Wasserfall gibt es. An einem der Seen probieren Modellsportler ihre Schiffsmodelle aus. Das alles hat so ein Feeling von absoluter Entspanntheit. Ich mag das sehr. Am anderen Ende des Parks gibt es einige Museen und langsam werden wir pflastermüde.
Da es jetzt Lunchtime ist, finden wir uns in einem Chinarestaurant am Rande des Golden Gate Parks ein und gönnen uns erst mal was. Wir fahren von hier aus mit der Cablecar zum Touristenmagnet Nummer 1 in SF – Fishermans Wharf. Sehr schön am Hafen gelegen gibt es eine Menge von Gastronomie, Sehenswerten und Touristenkitsch. Von hier aus fahren die Schiffe zur Gefängnisinsel Alcatraz, nach Sausolito, einer kleinen Gemeinde auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge. Ein Künstlerort mit mediterranen Flair und einmaligen Blick auf die Skyline von San Francisco . Man kann auch Rundfahrten in der Bay von SF unternehmen. Es wimmelt nur so von Leuten aus aller Welt. Wir kommen am Pier 39 vorbei. Hier fletzt sich eine Robbenkolonie auf dem Pier. Eine weitere Attraktion. Wir suchen uns eine Blueskneipe direkt an der Hafenstrasse und verfolgen bei Cola Whiskey und angenehmen Sound das bunte Durcheinander. Wenn es nach meinen Willen gehen würde , ich könnte bis zu meinen Ableben hier verweilen. Ich wünschte mir die Zeit bliebe stehen. Jetzt macht mich Ronny auf einen absoluten Hingucker aufmerksam. Ein Afroamerikaner hat sich auf der anderen Straßenseite einen für ihn strategisch wichtigen Platz gesichert. Er hat es sich auf dem Boden bequem gemacht ,mit dem Rücken lehnt er an einem Baum. Aus einem Busch wahrscheinlich in der Nachbarschaft, hat er sich Strauchwerk abgeschnitten, was ihm nahezu dahinter unsichtbar macht. Jetzt stößt er dieses Strauchwerk schnell nach vorn, jedes Mal wenn sich Fußgänger-Touristen seinem Platz nähern. Für diesen kleinen Scherz des Erschreckens will er dann auch noch einen Dollar kassieren und die meisten der Betroffenen tun ihm auch diesen Gefallen. Das bringt mich gleich darauf festzustellen was ich auch immer wieder auf dieser Reise bemerkt habe. Den wirklich armen Leuten im Land , die sich nur durch Betteln über Wasser halten, wird immer sehr bereitwillig gespendet. Also die Bereitschaft für karitative Dinge ist ausgeprägt. Was in diesen Zusammenhang auch zu nennen wäre, sind die vorbildlichen Einrichtungen die man überall für Rollstuhlfahrer und Behinderte findet. Sehr vorbildlich. Jedenfalls laufe ich jetzt mit Sybille von Fishermans Wharf allein zurück zum Hotel, während Ronny, Ulli und Bettina zum Airport fahren, um Melanie und Andre abzuholen, die heute einen Tag später zu uns stoßen. Sie werden genau so wie wir behandelt, bekommen also eine Stretchlimousinen-Fahrt spendiert. Sybille und ich sind im Hotel aber schon in den Schlaf nach diesen anstrengenden Tag gefallen.
Sonntag 21.8.2011 – Unterwegs per Cablecar
Wir treffen uns wieder 9.00 vor dem Hotel und umarmen erst mal die Neuankömmlinge Melanie und Andre. Jetzt sind wir zu siebent! Der erste Weg führt natürlich zu Starbucks. Breakfest in America! Für Nichteingeweihte sollte man dazu bemerken. Frühstück in Hotels ,Motels etc. kann man zum großen Teil vergessen, wenn man europäische Verhältnisse erwartet. Meistenteils gibt es einen kleinen Frühstücksraum mit einer Kaffeemaschine. In irgendeiner Ecke steht ein Karton mit Muffins oder irgendeinen süßlichen Gebäck. Teilweise findet man auch eine Schüssel mit einer vorbereiteten flüssigen Masse, zur Zubereitung von Frühstückswaffeln, die man sich dann selbst backen muss. Deshalb immer unsere Gastspiele bei Starbucks. Die bieten wirklich eine gängige Alternative. Wer sich die zeit- und geldraubenden Vorstellungen in einem richtig feinen Restaurant amerikanischer Art sparen will, dem sei die einzig halbwegs gesunde Ernährungsweise in der Fastfoodkette Subways ans Herz gelegt. In deren Filialen wird frisches Obst und Gemüse in Verbindung mit Sandwiches angeboten. Bei einer Rundreise hat man leider nicht so viel Zeit für aufwendiges Essen zur Verfügung, also haben wir immer wieder diese Einrichtungen aufgesucht. Eine gute Alternative für diejenigen unter Euch die auf asiatisches Essen stehen, ist die Kette Panda-Express. Schnelles schmackhaftes Essen zum selbst zusammenstellen. Wir sind wieder per Cablecar unterwegs und landen jetzt im Cablecar-Museum der Stadt San Francisco. Übrigens : Alle städtischen und staatlichen Museen in den USA sind kostenlos! Wäre in Deutschland auch keine schlechte Idee.
Es ist sehr interessant zu sehen, das jahrhundert alte Technik heute immer noch bestens funktioniert. Jetzt fahren wir weitere Stationen bis zur Lombardstreet. Da haben wir schon wieder eine Attraktion im Postkartenformat. Diese Strasse schlängelt sich in S-Kurven über mehrere Blocks immer den Berg hinunter und ist wunderschön an den Rändern mit Hortensien und Oleander bepflanzt. Von unten nach oben sieht das sehr imposant aus wenn sich der Konvoi an Autos herunterschlängelt.
Von da aus geht es wieder per Cable Car zum Alamo Square, einen grünen Platz an dessen Seitenstrasse die nächste Attraktion aufwartet: The Seven Sisters oder auch Painding Ladys genannt. Eine Reihe von 7 bunt angestrichenen viktorianischen Holzhäusern. Äußerst dekorativ! Auf dem Rückweg laufen wir an der City Hall, dem Amtssitz des Bürgermeisters und am Opera House und anschließend noch mal zur Fishermans Wharf. Das Abendessen bestreiten wir heute tief im Innern der Chinatown. Exzellent! Mit Ronny fahren Sybille und ich gegen 23.00 Uhr nochmals mit der Cablecar in Richtung Hafen und wir finden eine urige Bar mit HipHop Musik und machen es uns in den dicken Sesseln bequem. Plötzlich kommt ein Mann an unseren Tisch und begrüßt uns und vor allem Ronny sehr überschwänglich. Der wundert sich erst sehr bis wir in dem Mann auf einmal alle den Limousinenfahrer vom 1.Tag erkennen. Die beiden machen etwas Smalltalk und dann geht er wieder. Auch San Francisco ist eben nur ein Dorf, wie ich auch am nächsten Tag erleben sollte! Wir fahren wieder bis zum Union Square zurück per Cablecar und laufen dann zum Hotel. Wieder ein gelungener Tag!
Mo.22.8.2011 – Golden Gate Bridge & Gold Dust Lounge
Wieder mal treffen wir uns vor dem Hotel , wieder mal Starbucks zum Frühstück. Heute morgen fahren wir zur größten Attraktion in meinen Augen. Da freu ich mich schon lange drauf – die Golden Gate Bridge. Als sie vor uns auftaucht bin ich wie im Traum. Wieder dieses irrationale Gefühl. Ich filme wie ein Verrückter, jedes Detail muss auf das Video. Dann nehme ich mir Zeit und laufe einfach los. Erst mal bis zur Mitte der Brücke . Je weiter man in Richtung Brückenmitte kommt, um so besser hat man Sicht auf die Skyline von San Francisco.
Wir sind ca. 1 Stunde auf der Brücke. Es ist unvergleichlich schön. Die Eindrücke behalt ich ewig in Erinnerung das ist klar. Dieses Gesamtpaket San Francisco, Einwohner, Lage, Verkehrsmittel, Infrastruktur,macht sie für mich zur schönsten Stadt der Welt. Wir laufen zurück an der Mautstelle vorbei. Die Autos die aus Norden in Richtung San Francisco fahren, müssen 6$ Maut zahlen. Die Gegenrichtung raus aus der Stadt ist frei. Jetzt führt uns der Weg vorbei am Fort Mason zurück Richtung Stadt. Wir haben Lust auf ein Mittags Picknick auf einer großen Wiese. Zufällig ist ein Supermarkt der Kette Walmart am Wege und wir kaufen etwas ein. Wieder diese Freundlichkeit der Angestellten. Am Eingang steht eine attraktive Walmart Mitarbeiterin in Firmenkleidung und lächelt jeden Neuankömmling mit dem Spruch an: Willkommen bei Walmart wir bedanken uns das sie heute bei uns einkaufen. Fühlen sie sich wohl bei uns! Stellt Euch das mal in Deutschland vor. Was auffällt sind die Dimensionen. Der Einkaufswagen ist fast doppelt so groß wie bei uns. Jetzt sehen wir auch den Grund dafür. Die Amis mögen es scheinbar Großeinkäufe zu machen. Das sieht man an den Verpackungen. Du kannst Milch oder Juice locker im 5 Liter Kanister einkaufen. Chips gibts auch gleich mal im Pappeimer und alles ist etwas größer als bei uns zu Hause. An der Kasse das nächste Lächeln. Ein System was mich beeindruckt: Die Kassiererin packt den Einkauf in eine Tüte die aufgespannt an einer Art Karussell befestigt ist. Immer wenn eine Tüte voll wird schiebt sie das Karussell eine Stellung weiter. Am Ende übergibt sie dem Kunden die fertig eingepackten Tüten. Also sehr einfach für den Kunden. Das nächste was ich beobachte. Eine Frau im Rentenalter verlässt gerade den Kassenbereich. Sofort kommt ein Mitarbeiter auf sie zu und spricht sie an. Jetzt passiert folgendes. Er übernimmt ihren Einkaufswagen, fährt ihn zum Auto der Dame und packt ihr den gesamten Einkauf in ihren Kofferraum. Er verneigt sich vor ihr nimmt seinen Dollar in Empfang und geht lächelnd von dannen. Leck mich! Schickt alle deutschen Verkäufer für einen Monat darüber zum Lehrgang! Mit unserem Einkauf laufen wir jetzt die große Picknickwiese nach oben und lassen uns alle zum essen nieder. Man hat hier einen schönen Blick rüber auf das Fort Mason und dahinter nach Alcatraz. Ich hab mich mittlerweile lang ausgestreckt auf der Wiese als auf einmal meine Hand nach oben fliegt. Genau an der Stelle wo sie gerade noch lag, ist eine Düse einer Sprinkleranlage die genau in dem Moment mit schönen Wasserstrahl beginnt mich voll anzuspritzen. Den anderen geht es auch nicht anders und wir flüchten alle mit teils Lachen und Fluchen in Richtung Wiesenrand.
Vermutlich hat sich der Gärtner einen Riesenspaß gemacht und erst mal alle hochgejagt. Na ja, Spaß muss sein. Über Fishermans Wharf geht es am Hafen entlang zum Embassadero, dem alten Hafengebäude was jetzt ein Einkaufszentrum ist. Der Rest von unserer Truppe will noch weiter durch die Stadt. Ich klinke mich hier aus und geh erst mal ins Hotel. Wir wollen uns heute Abend zum letzten Tag in der Stadt noch mal in der Gold Dust Lounge vergnügen, wo wir uns später treffen werden. Nach einem Schläfchen mache ich mich zu Fuß auf den Weg zum Union Square. Das sind nur ein paar Blocks weiter, ungefähr 15 Minuten Fußweg. Ich bin vor allen anderen da und als damaliger Raucher genehmige ich mir eine vor der Bar. Das sollte in genügend weiten Abstand passieren, da sind die Kalifornier eklig! Also mindestens 5 Meter Abstand von den Häusern. Kaum brennt die Zigarette hab ich den ersten „Freund“ gefunden, der den selben Drang nach Tabak hat. Sein Problem ist nur, er hat den Drang aber kein Geld und somit auch nichts Rauchbares. Dem kann ausgeholfen werden und ich überreiche ihm eine Zigarette. Der denkt sich, wenn Mutter Theresa schon mal in der Stadt ist, dann mach ich jetzt Nägel mit Köppen. Also teilt er mir seine Vermögensverhältnisse mit , die sich auf Null belaufen und fragt jetzt auch noch nach Bargeld. Ich gebe ihm auch noch einen Dollar und sehe zu das ich vom Acker komme, ehe sich hier eine Schlange bildet. Ich gehe jetzt also schon mal hinein in die Bar und bemerke, das es gar nicht so einfach ist heute hier einen Platz zu bekommen. Der Tresen ist komplett besetzt. Im hinteren Teil ganz am Ende sehe ich ein Paar um die 60 und daneben ist noch ein Platz. Der letzte in der Bar. Ich frage auf englisch ob ich mich setzen darf und bekomme ein „of course“ zurück. Da die Hütte komplett voll ist braucht es heute etwas Zeit mit der Bedienung. Ich hab beim letzten Mal beobachtet das man das umgehen kann, indem man sich sein Bier einfach selbst am Tresen holt. Das funktioniert auch wunderbar. Mittlerweile hat sich eine Biersorte als unserem Bier am ähnlichsten herausgestellt. Die nennt sich Samuel Adams und ich hab abgelauscht das die Eingeborenen dann ein „Sam Adams“ verlangen. Da ich nicht auffallen will mache ich das ebenso. Als ich an meinen Platz zurückkehre , sitzt das nette Paar immer noch ohne Getränke da. Der freundliche Mann fragt wieder auf englisch wie ich mit meinem Bier zufrieden bin. Ich sage: I like it! Its awesome. Da macht sich der Knabe auch auf in Richtung Tresen. Jetzt sitze ich neben seiner Holden und das Schweigen wird langsam peinlich. Also spreche ich sie an und sage ihr, sie möchte doch entschuldigen da mein Englisch sicher nicht perfekt für ihre amerikanischen Ohren ist. Sie sagt zu mir: Ich denk mal, ihr Englisch ist nicht schlechter als meins! Schönen guten Abend übrigens. Ich bin die Helga und wir sind aus Minden. Ich lach mich fast kaputt und wir haben uns nun eine Menge auf deutsch zu sagen. Sie erzählt mir das sie die gleiche Tour wie wir machen, nur in umgedrehter Richtung. Jetzt kommt ihr Ernährer wieder mit Getränken zurück und er sieht total verwundert aus, das ich mit der Helga so im angeregten Gespräch bin. Sie klärt ihn über die Situation auf und jetzt lachen wir zu dritt. 3 Deutsche in der hintersten Ecke einer Bar in San Francisco. Wie gesagt. Dorf bleibt Dorf! Mittlerweile ist jetzt meine Sippe auch eingetroffen und die Wiedervereinigungsparty beginnt.
Die Jungs auf der Bühne vom letzten Mal machen ihre Instrumente klar, und wir sind alle bei guter Laune. Morgen werden wir die Stadt verlassen und etwas Traurigkeit kommt auf bei mir. Die ist aber schnell verflogen, jetzt warten Nationalparks und einmalige Natur auf uns. Wieder war es heute ein wunderschöner Tag.
Di.23.8.2011 – Bye Bye San Francisco – Weiterfahrt nach Jamestown
Heute haben wir uns um 8 Uhr verabredet. Ronny ,Ulli und ich gehen zur Autovermietstation von Dollar in der Nähe vom Union Square. Wir wollen unsere Autos abholen mit den wir die nächsten 3.000 km durch 4 Bundesstaaten fahren wollen. Ich habe mir einen Chrysler 300 rausgesucht und Ulli einen Dodge Charger. Wir haben schon in Deutschland gebucht und jetzt wollen wir es wissen. In der Vermietstation müssen wir kurz warten bis wir dran sind. Ronny fungiert als Übersetzer falls es sprachlich ins Detail geht. Am Tonfall von Ronny merke ich das hier irgendetwas gerade ziemlich schief läuft. Er wird jetzt beim Diskutieren immer lauter und ich verstehe die Sprachfetzen nun auch. Beide bestellten Autotypen sind nicht vorhanden und es soll ein Ausweichprogramm geben. Ich hab gleich die Nase voll weil ich mich echt auf die Karre gefreut hatte. Aber im Vertrag steht explizit drin. Es gibt keine Garantie dafür, das dieses gewünschte Fahrzeug auch vorrätig ist. So das man dann auf ein Fahrzeug der gleichen Preisklasse wechseln muss. Ronny macht bei dem Vermieter richtig Alarm und dem ist das sichtlich peinlich. Der Vermieter erklärt Ronny das er sich abregen soll, denn er veranlasst ein Upgrade auf die nächsthöhere Wagenklasse!!! Ho Ho! Jetzt wird es spannend. Nun wollen wir natürlich wissen was das speziell für Autos sind. Er lächelt nur und meint: Surprice! Na hoffentlich ist das nicht witzig gemeint, denk ich mir. Er drückt uns einen Zettel mit den Nummern für den Stellplatz der Wagen in die Hand und wünscht uns eine gute Reise. Die Schlüssel stecken sagt er. Wir gehen durch die Hintertür in eine riesige Tiefgarage und mir fällt als erstes auf, das die Wege hier drin ziemlich schmal für die dicken Amischlitten sind. Also los jetzt! Lasst uns suchen! Das erste Auto was wir finden ist Ulli sein zukünftiger Dampfer!
Eine original Bullenschleuder wir ihr sie aus allen Ami Krimis etc. kennt. Auch die Taxis fahren den Typ. Ein Crown Victoria. Großer Motor, große Maße. Herrlich! Das Ding fahren in den Staaten alle Institutionen, weil der 2 große Vorteile hat. 1. Den fährst du nicht kaputt und wenn doch dann kann 2. jeder Autoschlosser in Amerika das Ding zusammenflicken. Also Ulli hat seinen schwarzen Freund gefunden. Nun bin ich immer noch gespannt was den der Weihnachtsmann für mich auf Lager hat. Als ich ihn jetzt sehe geht die Sonne auf… nicht schlecht Herr Specht! Ein Ford Edge in silbermetallic. Hochbeiniger SUV mit ordentlich Dampf unter der Haube. Dieser hier ist die Ausführung mit 225 PS und schöner Soundanlage. Das beide Kisten Automatic hatten brauch man im Ami-Land ja nicht erwähnen. Die Freude ist also allgemein groß und wir haben uns beide mit den Autos angefreundet. Ulli hat gleich noch ein Dejavu , wegen der Lenkradschaldung – wie anno dazumal beim guten alten Trabi! Nur das sein Motor jetzt eben mal das 10 fache an Leistung bringt. Sehr vorsichtig fahren wir aus der Tiefgarage raus, aber dann ist erst mal Schluss mit Vorsicht. Wir fädeln uns in den Frühverkehr von San Francisco ein und es geht los mit der Berg und Talbahnfahrt. Wieder habe ich das irrationale Gefühl. Ich sitz in einem echt schönen Wagen und fahr durch San Francisco. Wer kneift mich mal! Nach kurzer Zeit sind wir jetzt am Hotel angekommen und die Sippe wartet schon auf uns. Sybille und Bettina sind noch mal zum Post Office gelaufen um die vielen Postkarten abzugeben. Jetzt packen wir die Koffer in die Autos und die eigentliche Reise kann beginnen. Über 3.000 km liegen vor uns und eines kann ich jetzt schon mitteilen. Wir hatten nicht das kleinste Problem mit den beiden Autos, was wir von unseren Frauen nicht behaupten können! Stop! War nur ein Scherz!
Wir schlängeln uns durch die Stadt in Richtung Bay Bridge. Die verbindet San Francisco, das auf einer Landzunge liegt mit dem kalifornischen Festland. In der Mitte der Bay gibt es noch einmal eine Insel mit den Namen Treasure Island. Da fahren wir ab, denn von da aus soll es noch mal einen wunderschönen Blick auf San Francisco geben. Wir finden einen Platz zum Parken und stehen direkt der Stadt gegenüber. Ein traumhafter Anblick.
Ein Latino betreibt direkt neben uns einen Imbissstand und er behauptet die besten Hotdogs der Gegend zu haben. Dann mal her mit so einen Teil. Mir fehlt die Vergleichsmöglichkeit, aber sein Hotdog ist wirklich ok. Wir verlassen die kleine Insel und jetzt geht’s durch die Vorstädte von San Francisco, wie zum Beispiel Berkeley und Oakland. Auf einmal steigt die Temperatur an. Die Sonne knallt vom kalifornischen Himmel und wir fühlen uns sauwohl. Ich habe einen Sender mit Countrymusik gefunden. Das scheint den Umständen zu entsprechen. Die Fahrt auf dem 12 Highway ist völlig entspannt , weil von den Amis keiner ans Rasen denkt. Alles schleicht mit 110 km/h dahin, nur die Trucks haben es immer etwas eiliger. Unterwegs machen wir noch mal Rast und der Weg vom Auto zum Subway-Laden ist ziemlich anstrengend, so heiß ist es. Am frühen Abend kommen wir in Jamestown, unserer 1. Übernachtung nach San Francisco an. Jamestown ist ein ehemaliges Goldschürfer-Nest und das Zentrum des Ortes kann man in 10 Minuten erkunden. Unser Motel ist richtig fein, mit Pool etc. Große Zimmer, große Betten und alles sehr sauber. Das konnten wir durchweg von allen Motels behaupten, die Ronny für uns gebucht hat. Die Frauen haben alle Bock auf Baden und wir Männer auf Schlafen. Als wir aufwachen ist es Zeit zum Abendessen und wir machen uns fein um Jamestown zu erkunden. Aber wie gesagt. Die Mainstreet einmal hoch und einmal runter und wir waren im Bild was es hier alles so gab.
Nicht viel!Ein paar schöne Wohnhäuser der typischen Ami Art, einen Tante Emma Shop und 2 Restaurants von dem eines zu hatte. Auf der Strasse kehrte gerade ein Anwohner seinen Fußweg, für den wir wahrscheinlich die Attraktion des Monats sind. Nach amerikanische Art spricht er uns natürlich sofort an und fragt nach dem Woher und Wohin. Das wir Deutsche sind freut ihn, wie die meisten Amis die wir treffen. Er wünscht uns eine gute Reise und verschwindet wieder mit seinem Besen. Als Option bleibt uns der Tante Emma Shop , der dann von innen größer ist als wie ich von Außen gedacht habe. Der Laden hätte sofort als Filmkulisse für einen Film aus der Elvis Zeit dienen können. An der Fleischtheke steht ein ca. 20 jähriger Kerl der uns offensichtlich für Insassen eines UFO hält. Ich will dem nichts Böses nachsagen, aber ich bin mir nicht sicher ob der jemals eine Schule von innen gesehen hat. Mit offenen Mund starrt der abwechselnd seine T-Boone Steaks und uns an. Kurz danach erscheint eine Dame mit ebenfalls merkwürdigen Aussehen. Die ist mal schnell im Morgenmantel rüber zu Tante Emma gekommen. Ich vermute eher um uns in Augenschein zu nehmen, als einzukaufen. Aber vielleicht hat sie ja wirklich Schwefelhölzer oder was anderes Dringendes vergessen. Sie hat gleich rausbekommen das es sich hier um Germans handelt und sagt zu Ulli: Eins. Zwei. Drei. Ich liebe Dich! Dann lacht sie ein madonnenhaftes Lachen wobei ihre 3 Zähne richtig gut zur Geltung kommen. Einen Moment denke ich wirklich das vielleicht ein Film gedreht wird, von dem wir nichts mitbekommen haben. Auf jeden Fall ist es lustig und wir haben alles für unser Abendessen bekommen. Einschließlich Alkohol inklusiv brauner Tüte zum Verstecken des Selbigen. So bewaffnet sind wir durch den Ort gezogen und haben dabei eine Art kleinen Park mit Tisch und Bänken entdeckt.
Jetzt wird alles auf den Tisch gepackt und der Schmaus kann beginnen. Es war ja den ganzen Tag sehr heiß und nun ist es ein angenehmer Sommerabend. Ulli und ich stellen gleich mal die Bierflaschen auf den Tisch und Ronny bekommt sofort die Krise. Seid ihr den wahnsinnig, meint er. Die Sheriffs verstehen hier damit wirklich keinen Spaß . Ok! Er lebt schließlich schon paar Jahre hier und muss es besser wissen als wir. Also rein damit in die braune Tüte! Echt witzig! Es wird jetzt noch ein total netter Abend und wir sehen an einer gegenüberliegenden Mauer einen Puma kommen. Panik!!! Bis sich herausstellt das durch den Winkel zur Laterne der Umriss einer Katze total vergrößert wird. Alarm zurück! Zurück ins Motel und schlafen. Schöner Tag wieder!
Mi.24.8.2011 – Unterwegs im Yosemite National Park
Wir treffen uns 8.00Uhr vor dem Hotel und packen wieder alles ein. Die Fahrt geht über schöne Bergstrassen immer näher an mein Traumziel. Das erste Mal hab ich durch einen Spielfilm davon erfahren. Heute wird es nun wahr. Es sind nur noch wenige Meilen bis zum Yosemite National Park (wird Josemitie gesprochen). Eine Landschaft vergleichbar mit den Alpen, aber trotzdem unvergleichlich. Der Park ist im Prinzip das „Naherholungsgebiet“ der Leute aus San Francisco und Los Angeles. Im Sommer meistens ziemlich überfüllt. Die Übernachtungen im Park sind sehr begrenzt, es gibt nur eine Reihe weniger Unterkünfte.
Unter anderen eine Art Grand Hotel, das Ahwahnee Hotel, benannt nach dem Indianerstamm der hier lebte. Der Park ist befahrbar per Auto in eine Art Sackgasse. Man muss auf dem gleichen Weg wieder raus. Wir halten zuerst am Yosemite Falls, einen wunderschönen Wasserfall. Danach beherrscht die riesige Wand des El Capitano das Tal. Der Berg hat eine Talseite von senkrecht abfallenden 1.000 Meter. Ein absolutes Kletterparadies für Kletterer der gehobenen Kategorie. Die bekannten Huber Buam haben hier einen Rekord im Speed Klettern erreicht. Fast am Ende der Sackgasse findet man die Yosemite Lodge. Dort können sich die Touristen mit allen möglichen und unmöglichen Dingen eindecken. Wir fahren über eine scheinbar nicht endende Bergstrasse immer bergan bis zum Glacier Point. Ein Aussichtspunkt der Superlative , von wo wir das ganze Tal überblicken können. Das große Gebäude des Ahwahnee Hotels sieht von hier aus wie auf dem Eisenbahnbrett. In der Mitte beherrscht der Half Dome, ein riesiger Monolith das ganze Tal. Ich kann mich nicht satt sehen an dieser wunderbaren Landschaft. Wir bleiben hier fast eine Stunde aber die Zeit drängt. Unser Übernachtungsziel heißt heute Bishop, und bis dahin ist noch ein schöner Weg zu bewältigen. Wir fahren erst mal vom Glacier Point zurück ins Tal. Gegenüber geht es jetzt über eine Passstraße zum Tiogapass, in immerhin 3.000 Meter Höhe. Der Pass ist nur in den Sommermonaten geöffnet und es ist auch schon vorgekommen, dass im Juni gesperrt war, weil es auf einmal geschneit hatte. Wenn das geschieht muss man einen Riesenumweg über den Lake Tahoe machen , um hinter die Sierra Nevada zu kommen. Wir sind durch wunderschöne Landschaft gefahren und nun geht es hinunter zum Monolake und dem Ort Lee Vining. Der Monolake ist ein kreisrunder großer See mit der Eigentümlichkeit, dass er Salzwasser führt. Es gibt also kein Leben im See. In Lee Vining gehen wir wieder bei Tante Emma zum shoppen. Wir fahren weiter eine kerzengerade Straße , jetzt immer in südliche Richtung. Wir biegen rechts ab und fahren noch mal ein paar Meilen hoch bis Mammouth Lake. Alle haben Hunger und das große „M „ lacht uns an. Da können wir nicht wiederstehen. Für Unkundige hier mal am Rand erwähnt das Fast Food in USA unheimlich billig ist. Für den Cheeseburger haben wir hier 59 US Cent bezahlt, also umgerechnet um die 40 Euro Cent. Aber für einen Käse bezahlt man auch schon mal im Supermarkt 8 Dollar. Der hat dann die Größe von einen Camembert. Auch frisches Obst und Gemüse sind hier sehr teuer. Kein Wunder wenn man alle furzlang einem kräftigen Menschen begegnet. Gegen 21.30 treffen wir in Bishop/ Californien im Motel ein. Gute Nacht!
Do.25.8.2011 – Unterwegs ins Death Valley
Ich wache am Morgen auf und mein erster Gedanke ist: Welches Datum haben wir eigentlich? Dazu fällt mir dann sofort ein, mein Opa wäre heute 101 geworden. Honecker übrigens 99. Der hat am gleichen Tag Geburtstag. Mein Opa war auch kein Engel , aber der hat beträchtlich weniger Mist gebaut als der olle Erich. Was einen doch manchmal so durch den Kopf geht. Heute ist folgender Streckenverlauf geplant . Abfahrt nach dem Frühstück aus der netten kleinen Stadt Bishop. Danach soll ein wirklich abenteuerlicher Weg beginnen. Es geht quer durch die heißeste Region der gesamten USA. Das Death Valley wartet auf uns. Wie der Name schon ankündigt, soll es hier nicht so gemütlich sein wie anderswo – extreme Hitze. Im Reiseführer hab ich gelesen das man immer an die 10 Liter Wasser dabei haben sollte und das man das Auto ordentlich auftanken soll bevor man sich in das Gebiet hineinwagt. Hört sich etwas übertrieben an, aber wie gesagt wir sind fremd hier. Da sollte man schon auf die Leute hören die etwas davon verstehen. Bevor wir zum Frühstück schreiten wieder das obligatorische Beladen der Fahrzeuge.
Doch jetzt kommt erst mal alles anders, als ich mir das gedacht habe. Mit zwei Koffern in der Hand mache ich mich an den Abstieg aus der 1. Etage des Motels in Richtung Parkplatz. Das ich dabei am Fuß der Treppe einen Betonbalken übersehe hat fatale Folgen. Im Flug nach vorn schaffe ich es gerade noch die zwei Koffer loszulassen. Ca. 10 Meter von mir entfernt bemerke ich den völlig ahnungslosen Ulli, der mit dem Rücken zu mir sein Auto belädt. Der horizontale Aufschlag von 100 kg Lebendmasse hat es in sich. Die Hauptlast fängt mein Handgelenk ab und jetzt beobachte ich auf Straßenhöhe, wie Ulli ungerührt weiter seiner verantwortungsvollen Tätigkeit nachkommt. Der hat wirklich keinen Schimmer das ich direkt hinter ihm im Dreck liege. Der erste Gedanke von mir ist: Hoffentlich dreht er sich jetzt nicht rum, dann legt der sich vor Lachen auch gleich mit hin. Der nächste Gedanke der mir kommt ist: So lustig fühlt sich mein Arm gar nicht an. Ich raffe mich auf und laufe die Treppe wieder hoch in Richtung Zimmer. Dort angekommen stürze ich an Sybille vorbei ins Bad, drehe den Kaltwasserhahn auf und Wasser marsch über meinen Arm. Die Linderung ist nur minimal und jetzt mach ich mir echt Sorgen das da irgendwas angeknackst ist. Das wäre nicht mein erster Auslandsbesuch beim Arzt. Auch in Schweden, Spanien und anderen diversen Ländern hab ich das fertig gebracht. Mittlerweile hat Sybille die ganze Truppe davon in Kenntnis gesetzt und wir beraten was zu tun ist. Ronny spricht mit der anfänglich sehr netten Frau an der Rezeption, das wir mit dem Auschecken noch etwas Zeit brauchen. Das findet sie wiederum gar nicht nett und besteht quasi auf unsere Abreise, da neue Gäste erwartet werden. Da wird es Ronny jetzt auch zu bunt und er teilt ihr mit, das ich auf ihren Grund und Boden gestürzt bin und man vielleicht diese Betonschwelle nicht ordentlich gekennzeichnet hat. Das er jetzt Fotos davon macht und dann vielleicht mal mit ihren Vorgesetzten Kontakt aufnimmt, um die Sache zu regeln. Mit dem Verklagen ist es ja so eine spezielle Sache in den USA. Deshalb spiegelt sich das Erkennen der neuen Situation jetzt auf dem Gesicht der wieder zunehmend netter werdenden Mitarbeiterin ab. Sie wirkt jetzt sehr beflissen und beschreibt uns den Weg ins nächste Krankenhaus, was unmittelbar in der Nachbarschaft zu finden ist. Jetzt trennen Ronny, Sybille und ich uns von dem Rest der Truppe und wir fahren um drei Ecken zum nächsten und einzigen Krankenhaus. Das Bishop Medical Center macht einen sehr modernen Eindruck und wir betreten das Gebäude. Ronny immer vornweg, er kennt die Gepflogenheiten hier im Land und ist wieder unser Übersetzer. Er schildert in der Aufnahme das Problem und es geht direkt in die chirurgische Abteilung . Hier (wen wundert es) bekommen wir wieder das strahlende Hollywood Lächeln einer Krankenschwester zu Gesicht und sie fragt als erstes nach dem Wichtigsten im Moment, meiner Kreditkarte. Als sie diese aufblitzen sieht , ebnen sich alle Wege und ich bekomme gleich erst mal einen Stuhl hingestellt. Eine zweite Schwester ist schon auf dem Weg mir eine Bandage für den Arm zu besorgen. Auch eine dritte Schwester fragt ob ich mich erst mal wohl fühle. Ich bemerke jetzt ein leichtes Lächeln bei Sybille. Sie ist seit über 30 Jahren als Stationsschwester im Krankenhaus tätig. So was hat sie scheinbar auch noch nicht erlebt. Der Patient im Zentrum aller Bemühungen. Unglaublich. Nach dem die Formalitäten geklärt sind werde ich zur Sicherheit auf eine fahrbare Liege verfrachtet. Der Doc wird sich gleich die Ehre geben, bekommen wir zu hören. In der Zwischenzeit hat die Chefschwester erfahren, dass Sybille im gleichen Job arbeitet, was zu einem angeregten Austausch und zu einigen Fragen der amerikanischen Fachkraft führt. Das meiste geht dabei mit Händen und Füßen über die Bühne, aber scheinbar verstehen die sich bestens. Jetzt wird es spannend. Ich sehe den Doc von der anderen Seite des Ganges auf mich zukommen. Das tut er in einer locker lässigen Gangart , das man denken könnte er ist ein Model auf dem Laufsteg. In der Hand hält er einen Kaffeebecher mit dem er sich jetzt neben mich setzt und mich freundlich anlächelt. „ You are from Germany? Nice!” Mal ehrlich. Das geht hier zu wie bei einem Verkaufsgespräch im Reisebüro. Völlig entspannt! Der erste Eindruck ist, jede Menge Personal, alles stressfreie Zone und wir sind alle nett! Bevor wir zu meiner Verletzung kommen, hat er erst mal einige Fragen zur Weltpolitik, zu unserer Reise und zu Deutschland ganz speziell . Als das alles geklärt ist, teilt er mir mit das es jetzt zum Röntgen geht. Ich werde von einem jungen Röntgenassistent in grüner Kleidung abgeholt und gemeinsam mit Ronny machen wir uns auf den Weg. Das Röntgenlabor ist hypermodern eingerichtet und alles ist blitzblank. Nach der Aufnahme bringt er uns wieder zurück zum Wartebereich. Jetzt schaut der Doc noch mal vorbei und teilt mit das nichts gebrochen ist. Hurra! Er meint das es sich um eine starke Prellung handelt, das wäre manchmal schmerzhafter als ein Bruch. Nun passt er die Bandage an und drückt mir die DVD der Röntgenaufnahme für meinen Arzt in Deutschland in die Hand. Jetzt wünscht er uns allen noch eine gute Reise und schlendert gemütlich davon. Wir bedanken uns bei den Mitarbeitern und alle winken uns noch freundlich hinterher. Emergency Room USA. Ein Erlebnis! Kosten dieses kleinen Aufenthalts: 883 US $. Jetzt aber nichts wie raus hier.
Wir haben immer noch nicht gefrühstückt und Ronny erkundigt sich erst mal per Handy wo die anderen stecken. Die haben es sich im Park auf einer Bank gemütlich gemacht und auf uns gewartet. Alle sind froh das ich ohne Gipsarm zurück bin und das die Reise normal weitergehen kann. Und ich wahrscheinlich am meisten! Nachdem wir sternförmig in die umliegenden Fast Food Tempel ausgeschwärmt sind, sind jetzt alle wieder zurück und das Frühstück im Freien beginnt. Wir haben noch mal die Autos getankt, die Wasserbehälter sind auch an Bord. Also los geht’s! Irgendwann hinter Lone Pine biegen wir links ab und es geht jetzt immer die 136 in Richtung Death Valley. Die Landschaft verändert sich langsam und die Grüntöne machen jetzt den Grau -und Brauntönen Platz. Aus der 136 ist jetzt die 190 geworden .Wir machen später noch mal an einem Aussichtspunkt halt und ich bewundere jetzt den farbigen Harley Fahrer der sich mit der Lederkombi bei diesen Temperaturen allein durch diese Wüste traut. In Stovepipe Wells geht es mal kurz von der Piste auf einen kleinen Parkplatz. Ich kann es eigentlich nicht glauben, aber die Anzeige für die Außentemperatur zeigt mir stolze 51 °C an. Bei Ulli ist es nicht anders, also stimmen die Werte auch. Als ich die Tür aufmache habe ich den Eindruck eine Ofentür geöffnet zu haben. Meine Fresse ist das heiß hier. Es weht ein ganz leichter Wind der etwas von einem Föhn auf höchster Stufe hat, wenn man ihn 10 cm vor das Gesicht hält. Jetzt sind wir wieder auf der Straße. Ronny macht uns auf ein großes Schild aufmerksam und möchte das wir anhalten. Wir fahren also rechts ran und ein historischer Augenblick ist gekommen. Wir überschreiten zu Fuß unsere erste Staatsgrenze innerhalb der USA. Ich stehe im Moment noch in Kalifornien während Ronny 10 Meter von mir entfernt aus Nevada herüberwinkt. Es werden jede Menge Fotos geschossen und meine Videokamera ist auch im Einsatz.
Die Außentemperatur ist im Moment bei 40 °C. Jetzt geht es noch das letzte Stück über die Daylight Pass Road hinunter nach Beatty. Ein kleiner Ort der heute unser Tagesziel ist. Wir biegen links von der Mainstreet ab und sehen unser Motel. Von außen diesmal etwas abgenutzt, aber die Zimmer sind wieder sauber, die Air Condition funktioniert und alles ist fein. Wir verabreden uns zum Abendessen im Freien. Die Jungs haben vorhin bei der Durchfahrt einen Mehrzweck – Sportplatz mit Tischen und Bänken gesehen. Also nehmen wir unseren ganzen Kram und laufen die eine Straßenecke dahin. Wieder packen wir alles auf den Tisch. Die Bierflaschen stecken ordentlich in den braunen Tüten. Neben uns spielen die einheimischen Kids Basketball, doch das stört uns wenig. Wir sind froh angekommen zu sein und lassen es uns schmecken. Die Temperaturen sind jetzt am Abend vergleichbar mit denen am Mittelmeer. Also alles easy!
Fr. 26.8.2011 – Bad Water und Ankunft in Las Vegas
Wir haben prächtig geschlafen und das Frühstück findet diesmal im Frühstücksraum des Motels statt. Danach brechen wir auf. Das Ende der Tagesetappe heißt heute: Las Vegas. Wir fahren die gleiche Straße zurück die wir gestern gekommen sind. Das heißt wieder rein ins Death Valley. Nach kurzer Strecke biegen wir rechts nach einem Hinweisschild in eine Schotterstrasse ein, die uns komplett in die Wüste führt. Nach 15 Minuten kommen ein paar sehr alte Gebäude aus der Zeit des Wilden Westens in Sicht. Das ist der alte Goldgräberor tund Ghost Town Rhyolite.
Auch hier wird wieder vor Schlangen gewarnt und wir entfernen uns nicht allzu weit von den Autos. Sonst gibt es nicht viel zu sehen. Wir biegen südlich auf die 190 ein und fahren jetzt zur einzigen Oase in dieser Wüste. Furnace Creek ist ein seltsamer Ort. Mitten in der Einöde tauchen auf einmal wieder Grüntöne und Palmen auf. Wir fahren durch einen großen Eingangsbogen und parken vor der Furnace Creek Ranch. Als erstes laufen wir rüber Richtung Store, da es hier auch wieder brütend heiß ist. In dem großen Laden läuft die Klimaanlage auf Hochtouren und es ist herrlich erfrischend. Hier drin das ist so ein Sammelsurium aus Supermarkt, Souvenirladen und Warteraum. Es gibt vom Cowboyhut über Gürtel, Baseballcaps, Poster etc. alles Mögliche.
Ich interessiere mich hauptsächlich für ein kühles Getränk in einer roten Büchse und trinke es gleich an der Kasse. In unmittelbarer Nähe gibt es hier auch noch ein Hotel mit Golfplatz und Pool mitten in der Wüste. Die Preise sind natürlich diesen Umständen angepasst. Als wir wieder am Parkplatz angekommen sind, spricht mich eine junge Frau zwischen 20 und 25 Jahren an. Sie sagt das sie uns deutsch sprechen hörte und froh ist einmal Landsleute zu treffen. Jetzt das Unglaubliche. Sie ist völlig allein auf einer Weltreise unterwegs. Hinter sich hat sie komplett Asien mit Thailand usw. Dann ist sie über Australien und Neuseeland nach San Francisco geflogen. Nun fährt sie quer durch die USA Richtung New York. Erstaunlich! Sie hat meinen vollen Respekt so eine Reise allein durchzuziehen. Sie fragt uns ob wir aus Sachsen sind, was ich ihr bestätige. Wo genau will sie wissen und ich sage ihr, dass Chemnitz unsere Heimatstadt ist. Da lacht sie herzhaft und verrät uns das sie an der Technischen Universität in Chemnitz studiert. Eigentlich stammt sie aus Görlitz. Ich sage es doch…die Welt ist ein Dorf. Wir verabschieden uns und es geht weiter nach Bad Water. Bad Water ist der absolut tiefste Punkt der USA und liegt unter Meereshöhenniveau. Wir halten auf dem Parkplatz und man höre und staune. Selbst an diesen entlegenen Orten gibt es immer noch relativ saubere Toiletten. Unglaublich!
Am Bergmassiv hinter uns ist mitten im Felsen ein Schild angebracht was den Normal Null Punkt anzeigt, also da wo eigentlich der Meeresspiegel zu finden ist. Leute wie Reinhold Messner versuchen ja immer auf die höchsten Punkte der Erde zu kommen. Ich mach das umgedreht! Immerhin kann ich mir jetzt auf meine Fahne schreiben am tiefsten Punkt der USA gewesen zu sein sowie auch am tiefsten Punkt der Erde. Den hab ich 1991 am Toten Meer in Israel besucht.
Nach kurzer Zeit geht die Fahrt weiter und wir kommen über die Jubilee Pass Road in das verschlafene Nest Shoshone. Hier sieht alles so aus als bräuchte man für einen Western keine Kulisse mehr aufbauen. So hatte ich mir das vorgestellt und es bleibt nichts hinter den Erwartungen zurück. Es gibt ein kleines Post Office, gegenüber das Sheriff Büro und direkt daneben die Crowbar Cafe and Saloon.
Da zieht es uns jetzt hinein und wir holen uns alle etwas Leckeres wie Kaffee Icecream etc. Das nehmen wir mit raus in den Garten und setzen uns alle an diesen großen Tisch. Kleine Pause erst mal. Wer hier sein Leben verbringt der muss die Einsamkeit schon wirklich sehr lieben. Wir fahren wieder eine ganze Strecke. An Hand der großen Werbetafeln am Straßenrand bemerken wir das es auf eine größere Ortschaft zu geht. In diesem Falle handelt es sich um die Stadt Pahrump in Nevada. Der letzte größere Ort vor Las Vegas. Eine riesige überdimensional US-Flagge in der Mitte des Ortes deutet auf die patriotischen Eigenschaften der Einwohner hin. Hier biegen wir auf den Parkplatz eines Burger Kings und zwischen hauptsächlich afro-amerikanischen Gästen, lassen wir uns die Burger und Salate schmecken. Das Gröbste der Tagesstrecke ist geschafft und ich freue mich schon auf die Einfahrt in die verrückteste Stadt der Welt. Wir sind weitergefahren und kommen nun aus einer Art kleinen Gebirge heraus. Im Dunst links von uns in ca. 10 km Entfernung schon die charakteristischen Bauten von Las Vegas. Es geht durch die Vororte und wir sehen jede Menge Gewerbegebiete. Nun bin ich echt froh das momentan Ronny das Ruder übernommen hat. Die Straße hat sich unmittelbar auf 8 oder 10 Spuren verbreitert. Zum Glück war Ronny schon zwei mal in der Stadt und außerdem haben wir auch noch ein Navigationsgerät mit US Software an Bord. Mir fallen bald die Augen aus dem Kopf, denn jetzt fahren wir direkt auf dem Las Vegas Boulevard. Rechts taucht gerade eine Riesengitarre des Hard Rock Cafes auf.
Gegenüber ist das New York-New York Hotel zu sehen. Eine Achterbahn fährt mitten durch das Hotel. Daneben der große See vor dem Bellagio Hotel und gegenüber der Eifelturm im 2:1 Nachbau. Weiter vorn geht es am Venezia Hotel vorbei und wir sehen die Rialto Brücke in Originalgröße. Die Amis sind schon echt verrückt. Keine Frage! Ronny hat eine Überraschung aus unserer Übernachtung für die nächste 3 Tage gemacht. Noch weis keiner außer ihm wo wir hier die nächsten Tage wohnen werden. Wir nähern uns immer mehr dem sehr hohen Stratosphere Tower, der Fernsehturm von Las Vegas. Direkt neben dem Tower biegt Ronny in ein Parkhaus ein und wir sind am Ende der Tagesreise angekommen. Stratosphere Hotel und Casino! Hammer! Das Hotel ist rund um den Turm gebaut und an die 25 Stockwerke hoch. Wir nehmen das Gepäck aus den Autos und machen uns über eine Rolltreppe wieder runter ins Erdgeschoss. Das Prinzip bei allen Hotels mit Casino in Las Vegas ist folgendes. Um den Ankömmling schon mal etwas heiß zu machen musst du mit deinem Gepäck immer erst quer durchs Casino in Richtung Check Schalter. Ringsherum die typischen Geräusche im Casino. Es klingelt ständig und man hört Leute die gewonnen haben laut aufschreien. Hier pulsiert das Leben und man hat dieses Feeling wie ein aufgeladenes Stromfeld. Fantastisch. Ronny hat jetzt die Formalitäten für uns alle hinter sich gebracht. Wir fahren mit einer Keycard ausgestattet in den 15. Stock. Unsere Zimmer befinden sich fast alle nebeneinander. Als wir zur Tür herein kommen sag ich Yippie! Ein großes Zimmer mit noch größeren Betten . Schöne Aussicht . Großes Bad. Flachbild-TV. Hier kann man es aushalten. Wir machen uns erst mal frisch und warten was da alles auf uns zukommt.
Nun treffen wir uns alle wieder vor den Aufzügen und es geht abwärts ins Casino. Alle Hotelgäste haben freien Zugang zum Stratosphere Tower. Normalerweise bezahlt man dafür. Es geht mit einem Express-Lift auf über 300 m in die Lüfte. Der Tower ist das höchste Bauwerk im westlichen Teil der USA. Das erste was ich sehe als ich aus dem Lift trete, ist ein Lichtermeer. Beeindruckend! Unter uns liegt ein nächtliches Las Vegas und man kann sehr genau die hellerleuchtete Front des Las Vegas Boulevards sehen. Diese Stadt ist im wahrsten Sinne des Wortes ein 24 Stunden Rummelplatz. Ich höre angenehme Rockmusik und biege um die Ecke. Hier befindet sich das „Top of the World“ die höchste Bar in Las Vegas. Gleich daneben ist etwas im Gange das ich mir einmal aus der Nähe anschauen muss. Junge Leute in Overalls stehen hier an einer Art Sprungbrett und seilen gerade ein junges Mädchen an die ebenfalls in einen Overall gekleidet ist. Diese Attraktion nennt sich Las Vegas Jump. Für 100 US $ kann man mit nahezu Fallgeschwindigkeit nach unten gleiten lassen. Gehalten wird man an einer Seilwinde die rasend schnell nach hinunter fährt. Das junge Mädchen kreischt jetzt auf als es nach unten geht. Ruckzuck ist sie aus dem Sichtbereich verschwunden. An einem Monitor kann ich verfolgen wie sie unten sanft landet und von Mitarbeitern wieder abgeseilt wird. Wir laufen ein Stück weiter und ich traue meinen Augen nicht. Eine Art Bobschlitten gleitet voll besetzt eine schiefe Ebene über den Rand der Towerplattform hinaus ins Freie. Ein Thrill für ganz Verrückte. Solche wie Ronny! Haha! Der hat diese Dinge natürlich alle ausprobiert. Ich bin zwar schwindelfrei aber hier bekomme ich Bedenken. Hut ab erst mal für die Leute , die so etwas technisch auf einem Bauwerk in dieser Höhe umsetzen. Damit ist aber den Verrücktheiten noch lange nicht Genüge getan. An der Antenne über uns ist das nächste Fahrgeschäft angebracht. Ein Ring an dem auf jeder Seite 4 Sitze angebracht sind , schießt mit den Insassen nach oben in Richtung Antennenspitze. Wahnsinn! Nun noch das letzte Highlight auf der anderen Seite des Turms.
Es sieht aus wie ein Spinnenarm. Die Fahrgäste sitzen in einer Art Karussell und der Arm bewegt sich weg vom Turm, so dass die Passagiere alle komplett in 300 Meter hoch in der Luft hängen. Damit es nicht zu langweilig wird, beginnt sich das Karussell auch noch zu drehen. Gleichzeitig fahren die Sitze nach schräg hinten, so das die Leute jetzt direkt nach unten sehen. Nicht für Geld und gute Worte setz ich mich da rein. Ganz schön schräg drauf die Amis! Wir fahren wieder mit dem Lift nach unten und eine nette Hotelhostess bietet uns ein Foto von unserer Truppe an. Wir sind fotografiert worden. Allerdings nennt sie einen Preis der einem Rembrandt angemessen wäre. Wir lehnen ab und sie schenkt uns trotzdem ein fantastisches Lächeln. Das macht hier den Unterschied aus. Nachdem wir uns noch etwas im Casino umgesehen haben, gehen wir erst noch mal auf die Zimmer. Gegen 23.00 Uhr Ortszeit verlassen wir das Hotel. Kurz danach sehe ich eine Anzeige die mir die aktuelle Außentemperatur anzeigt: 37 °C. Wohlgemerkt! Es ist 23.00 Uhr. Wir fahren mit einem sehr schönen und sehr sauberen Doppelstockbus zum sogenannten „alten Strip“. Freemont Street, bitte aussteigen!. Jetzt beginnt der Teil, der sich mit Worten nur schwer beschreiben lässt.
Stellt euch eine breite Strasse vor. Links und rechts Hotels , Läden und Casinos. Ich schätze die Länge ist ca. 1 km. Das ganze ist mit einer halbrunden Fläche überdacht. Auf dieser Fläche werden mit Projektoren Lasershows in Szene gesetzt. Das geschieht ziemlich lautstark und man hat den Eindruck live bei einem Rockkonzert dabei zu sein. Ziemlich grelle Typen laufen im Sekundentakt über den Weg. Ein Eldorado für Schauspieler die sich in die Kostüme und Masken ihrer Lieblingshelden geschmissen haben. Wir erkennen hintereinander Michael Jackson, die Blues Brothers und der unvermeindliche Elvis springt hier auch rum. Über uns in 10 Meter Höhe fliegen unablässig junge Leute angebunden an eine Seilrolle unter dem Dach entlang. Im Abstand von ca. 200 Meter befindet sich wechselseitig verschieden Showbühnen und auf jeder dieser Bühnen wird etwas geboten. Dazwischen strömen die Spieler raus und rein in die Casinos. Es ist ein unbeschreibliches Feeling und ich muss erst einmal tief durchatmen. Ich hab den Eindruck Sybille ist zunehmend verwirrt von der Fülle an Überreitzungen und irgendwann wollen alle wieder ins Hotel zurück. Für Ronny und mich ist es noch etwas zu zeitig. Es ist jetzt so gegen 1.00 Uhr und wir wollen uns das eine oder andere noch ansehen. Als wir an einem Laden mit wartenden Leuten davor herankommen, halte ich es erst für eine Bar.
Ein farbiger Türsteher mit den Außenmaßen eines Überseecontainers sieht sofort, dass wir nicht der amerikanischen Bruderschaft angehören und bittet uns näher zu treten. Er fragt uns wo wir unseren Wohnsitz haben und wir sagen Old Germany. Da wir nichts besseres vorhaben werden wir reingeschoben und fetzige Musik schleicht sich in unsere Ohren. Wir sind scheinbar in einer absoluten In-Disco gelandet und suchen uns einen Platz an der Bar. Keine Lüge! Ich hab noch nie so gute Tänzer gesehen wie in diesen Laden. Wir sitzen einfach nur hinter unseren Getränken und sind fasziniert von dem Treiben auf der Tanzfläche. Die Bässe wummern uns in den Ohren und „ I feel good!“ Irgendwann müssen wir beide mal für kleine Jungs. Der Toilettenraum hat so eine Art Vorraum. Hier hat ein Kerl das Sagen desen Funktion mir vorerst noch verborgen bleibt. Dann klärt mich Ronny auf. Das ist der freundliche Service-Mensch und was ich nicht für möglich halte, er hat einiges in seiner Toilette anzubieten. Wohlgemerkt, wir befinden uns auf der Toilette einer Diskothek und nicht im 5 Sterne Hotel. Nachdem wir uns am Waschbecken die Hände abgespült haben, steht er sofort neben uns und hält uns frische Handtücher entgegen. Auf einer Konsole stehen ungelogen an die 30 verschieden Parfüms und er beginnt damit herauszufinden, was denn so der Einzelne bevorzugt. Viele haben beim Tanzen geschwitzt und nehmen diesen Service gern in Anspruch. Außerdem hat der außerordentlich freundliche junge Mann auch Zigaretten im Angebot. Die sind einzeln ausgepackt in einem großen Glasbehälter und er bietet sie ebenfalls an. Im Vorraum stehen mehrere Sessel und man würde hier nicht sofort auf eine Toilette vermuten wenn man es nicht wüsste. Am Ende wandern ein oder zwei Dollar in seine Tasche und alle sind zufrieden. Irgendwann verlassen wir den Laden und da wir in Las Vegas sind, bekommen wir natürlich auch 5 Uhr am Morgen noch etwas zu essen. Wir laufen den langen Weg von der Freemont Street bis zum Hotel durch das morgendliche Las Vegas vorbei an einer ganzen Reihe Heirats-Kapellen. 6.00 Uhr fall ich wie tot ins Bett. Was für ein Tag!
Sa.27.8.2011 – Spielerparadies Las Vegas
Ronny und meine Wenigkeit brauchen erst mal etwas Pflege und der Rest des Teams ist irgendwo an den Stadtrand von Las Vegas gefahren. Sie wollen in einem Outlet auf Shoppingtour gehen. Um die Mittagszeit erwache ich im Hotelzimmer und versuche erst mal alles wieder auf die Reihe zu bekommen. Ich fahre mit dem Lift ins Casino und laufe von dort aus in die Gastronomie-Zone des Hotels. Hier bekommt man wirklich für jeden Geschmack etwas. Es gibt ein italienisches Restaurant-Bistro. Chinesisch, Mexikanisch, Burgerläden und auch ein echtes American Diner mit viel Chrom und rotem Leder wartet auf Gäste. Nach einem schnellen Essen bin ich einigermaßen wieder fit und ich schlendere in Richtung Casino. Ob Mittags um 12 oder Nachts 2.30 Uhr…hier ist immer was los. Ich setze mich an einen einarmigen Banditen und schmeiß nicht allzu viel hinein, die Hauptsache das Ding dreht sich. Dann beobachte ich das Treiben rund um mich her und muss lächeln. Man nehme den Querschnitt der Gesellschaft, quasi eine Arche Noah der verschiedenen Menschenarten. Alle zusammen findet man hier. Ich sehe lilagefärbte amerikanische Rentnerinnen im Jogginganzug genau so wie Latino-Männer im feinen Zwirn. Junge Asiatinnen die laut diskutierend vor dem Spielautomaten zu finden sind. Wirklich alle Länder und Rassen haben sich hier für ein paar Spielchen eingefunden. Es dauert nicht lange und eine hübsche Kellnerin fragt ob ich einen Drink möchte. Ich lehne freundlich ab, sie lächelt und geht weiter. Nichts liegt mir im Moment ferner als Alkohol. Es ist schon irgendwie witzig. Im prüden Kalifornien waren all die Dinge die Spaß machen ziemlich eingeschränkt. Rauchen durfte man nur im Freien, aber auch das wird nicht so gern gesehen. Frauen werden verhaftet wenn sie „oben Ohne“ am Strand liegen. Ja, und die Alkoholflaschen müssen immer schön in die braune Tüte in der Öffentlichkeit. Dann überschreitet man nur die Grenze zum nächsten Bundesstaat und schon dreht sich alles ins Gegenteil. Menschen laufen mit der Zigarette quer durch das Hotel. Abends auf der Straße kommen dir Leute mit bunten Drinks und Bierflaschen entgegen. Niemand stört es. Schizophren wenn ihr mich fragt. Wieder einen Bundesstaat weiter in Utah, solltest du dir in manchen Gegenden sehr genau überlegen ob du das Wort Alkohol auch nur öffentlich aussprichst. Die Mormonen sind da ziemlich intolerant!
Ich denke es ist Zeit wieder aufs Zimmer zu gehen, die anderen werden ja bald wieder zurück sein. Aber erst muss ich mir diese seltsame Einrichtung ansehen. In einer Ecke des Casinos, stellt euch das Casino einfach mal größenmäßig wie ein Fußballfeld vor, sehe ich eine riesige Videowand mit ungefähr 30 Monitoren. Auf jedem einzelnen läuft eine andere Sportart. Pferderennen, Hunderennen, Nascar usw. . Vor dieser Wand sind ähnlich wie im Kino Sitzreihen in dem vereinzelt Leute sitzen die ihre Livewetten verfolgen. Ich verabschiede mich auf mein Zimmer und spring noch mal schnell unter die Dusche. Kurz danach ist auch Sybille mit den anderen zurück und es wird ein Schlachtplan für den Rest des Tages entworfen. Heute wollen wir auf den „Neuen Strip“. So wird der eigentliche Las Vegas Boulevard auch noch genannt. Hier findet man all die angesagten Hotels und Casinos. Wir steigen wieder direkt vor dem Hotel in einen dieser schicken Stadtbusse. Vor uns sitzen Ulli und Bettina und wir zerkrümeln uns schon wieder über die farbige Busfahrerin. Sie sagt an jeder Haltestelle wo wir uns gerade befinden und hat immer noch eine kleine Warnung auf Lager. Im Moment klingt das so: “The next Stop…Circus Circus Hotel and Casino…The Doors opening and closing!“ Was für eine Überraschung! Die Bustüren öffnen und schließen sich. Wer hätte das vermutet! Aber die Amis warnen ja auch ihre Gäste bei McDonalds , das der Kaffee eventuell heiß seien könnte, um etwaigen Rechtsstreits aus dem Weg zu gehen. Ich sehe aus dem Busfenster und hab den Eindruck, das der Übergang vom Tag zur Nacht viel schneller als bei uns geschieht. Wir sind bei Tageslicht abgefahren und jetzt wäre es eigentlich dunkel wenn es da nicht die Milliarden Lichter der Stadt gäbe. Wir steigen am äußersten Ende des „Strip“ aus und wollen die Strecke die wir eben mit dem Bus gefahren sind, zurück zu Fuß gehen. Wir sind auf Höhe des Mandalay Bay Hotels und über mir braust eine Einschienenbahn hinweg die einige Hotels verbindet. Unser erster Anlaufpunkt ist jetzt das wirklich imposante Luxorhotel. Es ist eine riesiges Glaspyramide und die 2 übermannsgroßen Statuen am Eingang lassen ein echt ägyptisches Flair aufkommen.
Aus der Spitze der Pyramide donnert ein gigantischer Lichtstrahl zum Himmel. Wie ich im Reiseführer erfahren habe, lassen sich das die Eigentümer schlappe 100.000 $ im Jahr kosten. Die Astronauten der Raumstation haben berichtet, das man den Strahl vom Weltall aus gut sehen kann. Bevor wir in das Hotel eintauchen sehe ich die giftgrüne Beleuchtung des gegenüberliegenden MGM Hotels. Hier wird überdimensional groß für eine Show des Magiers David Copperfield geworben. Die Lobby des Luxors ist riesig. Der Pyramidenkörper ist innen eine große Halle. Die Eingangstüren der Hotelzimmer sind über rundumlaufende Gänge zu erreichen. Architektonische Meisterleistung. Die Casinos unterscheiden sich untereinander nur unwesentlich. Wahnsinnig große Hallen wo ordentlich Umsatz gemacht wird. Wir verlassen das Luxor und im Freien ist es trotz des beginnenden Abends ungefähr doppelt so warm wie in den klimatisierten Hotels. Länger als 2 Wochen wäre das Klima nichts für uns , da sind wir uns beide einig. Jetzt klappern wir von Süd nach Nord den größten Teil aller Hotels und Casinos ab.
Das Excalibur ist ein Hotel was es schon etwas länger gibt. Die Eingangshalle ähnelt einer Mittelalter Burg. Eine Fußgängerbrücke über die Tropicana Avenue führt uns zum New York New York Hotel and Casino. Mein absoluter Favorit unter allen Hotels. Wir betreten es und gleich auf der linken Seite springt mir ein rotes Schild ins Auge. Hier geht es in die Kult-Bar „Coyote Ugly“, einem Nachbau der gleichen Bar aus dem bekannten Hollywood Film. Wir blicken aus Höhe der 1. Etage auf das Casino hinunter. Direkt danach schließt sich ein fantastisch nachempfundenes New Yorker Viertel a la Greenwich Village an. Man bewegt sich auf original Straßenpflaster durch ein imaginäres Gewirr von Häuserblocks mit Geschäften ,Restaurants und Bars. Wenn man es nicht wüsste, wähnt man sich wirklich in einer Straße von New York. Melanie und Andre genehmigen sich eine Fahrt mit der Achterbahn, die innen startet dann das Hotel nach Außen verlässt und wieder zurückkommt. Die haben sich hier wirklich was einfallen lassen. Wir laufen ein Stück durch das Casino, zwischen den Spielautomaten und Black Jack Tischen hindurch. Oberhalb eines vollbesetzten Pokertisches tanzt auf einer kleinen Empore ein hübsch aussehendes Go-Go Girl. Aber die Pokerspieler sind scheinbar nicht abgelenkt. Wir aber schon! Wir verlassen das Hotel und jetzt geht es durch eine kleine Shopping Mall in Richtung Cosmopolitan Hotel. Erst müssen wir unsere Damen aber noch Bei „Tiffanys“ „Vuitton“ „Gucci“ und anderen bekannten Geschäften vorbeilotsen. Eine Auslage von „Gucci“ ist besonders witzig gestaltet. Damenhandtaschen stehen auf Storchenfüßen. Ausgeflippt! Wir sind wieder im Freien auf dem Las Vegas Boulevard und es ist weiterhin backofenwarm – 21 Uhr am Abend.
Das Cosmopolitan ist eines der zuletzt errichteten Hotels und springt visuell komplett aus dem Rahmen. Die Hoteltürme sind überhängend gebaut worden, sodass ein „Schiefer Turm von Pisa“ Eindruck erweckt wird. Gigantisch! Jetzt wollen wir die Straßenseite wechseln, was hier nur über eine Fußgängerbrücke zu machen ist. Immer wieder werden wir von mexikanisch aussehenden Männern und Frauen aggresiv bedrängt Visitenkarten anzunehmen. Sie werben für diverse Nachtbars und Girls Girls Girls… Man stellt sich den Touristen einfach in den Weg und schnippt mit dem Kartenstapel gegen ihre andere freie Hand. Ronny und ich machen uns den Spaß und lassen uns mehrere Karten geben. Jetzt drehen wir beim nächsten Werber einfach mal den Spieß um. Als er auf uns zukommt tun wir das, was er eigentlich mit uns vorhat. Wir werben ihn jetzt und schnipsen ihn die Visitenkarten vor sein Gesicht. Herrlich dieses komplett verblüffte Erstaunen von dem Kerl zu sehen. Ich glaub das ist ihm das erste mal passiert. Er macht einen großen Bogen um uns und dem Gesichtsausdruck nach hält er uns für komplett Verrückte. Da liegt er ja nicht ganz falsch. Wir sind jetzt auf der Ostseite des Boulevards angekommen und ich bedauere zutiefst einen Menschen, der in einem mannsgroßen Mickey Maus Kostüm steckt und an Passanten Werbeflyer verteilt. Das ist bei Temperaturen um 37 C° sicher der härteste Job, den die Stadt zu bieten hat. Wir treten jetzt in das nächste Gebäude ein was glücklicherweise wieder klimatisiert ist. Jetzt brauchen wir erst mal Cash und Ulli hat schon den entsprechenden Geldautomat gesichtet. Wir ziehen uns alle die beliebten Scheine aus dem Automat und langsam kommt der kleine Hunger um die Ecke. Ständig kommen uns Passanten entgegen, mit teilweise 1 Meter langen Plastikgefäßen in neon Farben. So was will ich auf jeden Fall später auch. Ronny bietet an, sich darum zu kümmern. Er hatte auch schon Lust darauf. Aber wir gelangen erst mal wieder in eine Shoppingmeile die wieder einem Straßenzug nachgeahmt ist. Doch diesmal wölbt sich ein strahlend blauer Himmel über uns. Sofort hat man den Eindruck, an einem schönen Sommertag eine Geschäftsstraße entlang zu gehen. Bei genauen Hinsehen sehe ich das wir wieder einer Illusion aufgesessen sind. Der Himmel ist aufgemalt und verdunkelt sich jetzt zunehmend. Ein leichtes Donnern ist zu hören und tatsächlich fängt es in dem Moment an zu blitzen und von oben regnet es. In der Mitte des Weges ist ein künstlich angelegter See und da hinein regnet es jetzt dicke Tropfen. Keiner wird nass und doch ist der Eindruck perfekt. Hollywood lässt grüßen!
Wir finden einen chinesischen Imbiss und lassen uns nieder. Nach dem Essen geht es weiter und nun ist erst mal ein bunter Drink fällig. Ronny lässt von dem Barkeeper die XXXL – Version anrichten, wie vermutet. Also laufen wir nun mit einer überdimensionalen Blumenvase in neongrün gefüllt mit Gin-Tonic weiter. Niemand stört es, da uns laufend Passanten entgegenkommen die haargenau so wie wir bewaffnet sind.
Vorbei am Planet Hollywood Hotel geht es rein ins Paris Hotel Las Vegas. Der Eiffelturm im 2:1 Nachbau thront direkt über uns. Als wir das Casino betreten wird ersichtlich, dass die 4 Füße des Turmes durch die Decke der 1. Etage bis in den Boden gehen. Da haben die Architekten wieder gezaubert. Um es kurz zu machen, auch hier ist wieder darauf abgezielt den Besuchern eine perfekte Illusion des Straßenlebens von Paris zu geben. Kleine Bistros, noble Restaurants, Boutiqen etc. etc.
Wieder im Freien gibt es nun was Neues auf die Augen. Auf der anderen Straßenseite befindet sich das teuerste aller Hotels in Las Vegas mit seinen riesigen See davor. Das Bellagio Hotel. Das Außengelände ist einer Landschaft am Comer See in Italien nachgestellt und gerade ist die beeindruckende Wasser und Fontänen Show im vollen Gange. Wasserfontänen schießen 70 Meter in die Höhe und es wird klassische Musik dazu gereicht. Leider sind wir auf der falschen Straßenseite und suchen uns nun schnell wieder einen Brückenübergang hinüber zum Bellagio. Als wir drüben ankommen ist die Show zu Ende. Klasse! Nicht so schlimm. Jede Stunde passiert das Gleiche wieder. Das Bellagio von Innen ist wirklich beeindruckend.
Echt Pflanzen und riesige Blumenarrangements sieht man an jeder Ecke. Die Poker und Black Jack Tische sind voll besetzt. Hier im Hotel befinden sich zwei Gourmet-Restaurants der absoluten Spitzenklasse. Sie werden unter den 20 Besten der Welt geführt. Im Picasso kann man beim Verzehr von Austern auf Eis unter verschiedenen originalen Bildern des Meisters speisen. Der interne Pokerclub des Hotels hält hinter verschlossenen Türen Plätze für solvende Spieler bereit. Der Mindesteinsatz für so ein Spielchen im privaten Ambiente beläuft sich auf 10.000 US $. Der hoteleigene Service bietet dafür inklusive einen Helikopterflug vom McCarran-Airport zum Heli-Landeplatz am Bellagio Hotel an. Na ja, keine Zeit heute…vielleicht ein andermal! Die letzte Station für heute ist das Venezian Hotel und Casino. Hier hat Hollywood wieder voll die Finger drin. Es geht über die original 1:1 Rialto –Brücke rüber ins Hotel. Nur das diese Brücke hier kein eigenes Laufen erfordert. Für was gibt’s schließlich Rolltreppen. Unter der Brücke fahren Gondoliere mit extra aus Venedig eingeflogenen Gondeln Touristen quer durch das Hotelgelände. Die künstlichen Kanäle durchziehen das komplette Erdgeschoss des Hotels. Da wir das originale Venedig besucht haben, müssen wir anerkennen auch hier funktioniert die Illusion. Für meinen Teil reicht es mir heute mit Eindrücken. Ich habe mit Sicherheit in meinem ganzen Leben eine solche Reizüberflutung noch nicht erlebt. Das ist hier richtig Arbeit, glaubt mir das. Wir fahren jetzt mit dem Stadtbus wieder zurück in den Schoß unseres Stratosphere Hotels. Es ist 2.00 Uhr nachts und Zeit unter die Decke zu kriechen. Gute Nacht Las Vegas!
So.28.8.2011 – Ausflug zum Hoover Damm
Heute haben wir ordentlich lange geschlafen. Die Frauen gehen ins hoteleigene Starbucks zum Frühstück. Ulli und ich bevorzugen das American Diner mit Blick ins Casino. Ronny sieht uns dort sitzen und kommt jetzt ebenfalls noch mit dazu. Hier sind die Preise natürlich etwas höher. Völlig normal, immerhin bedient hier ein Kellner und die Auswahl ist um einiges größer. Wir sitzen auf rotem Leder, wie auf einer Rückbank eines 66er Caddilac. Wir wurden platziert und jetzt rauscht der Kellner zu uns heran. Auch die Freundlichkeit dieses Bediensteten würde für mindestens fünf seiner deutschen Kollegen ausreichen. Jetzt wollen wir ihm mal etwas entgegen kommen und bestellen amerikanisches Frühstück wie wir es aus Hollywoodfilmen kennen. Schinken, Eier , Toast, frische Tomaten, Bratkartoffeln, Kaffee, Tee, Eierkuchen mit Ahornsirup… mehr Wünsche haben wir nicht fürs Erste. Da es sich um einen amerikanischen Kellner handelt, hat er mit dieser Bestellung auch nicht das kleinste Problem. Er fragt lediglich nach der Herstellungsart der Eier. Zur Auswahl stehen: Sunny Side Up oder American, wobei sich es beim ersten um Spiegelei und beim zweiten um beidseitig gebratenes Ei handelt. Was mir bei Restaurants mit Bedienung hier im Lande immer wieder auffällt, die Leute nehmen sich viel Zeit für ihre Bestellungen. Wenn es beispielsweise in Deutschland heißt: Ich hätte gern das Rührei mit Toast! Dann bekommst du dein Rührei mit Toast und fertig! Du lässt dich einfach überraschen was letztendlich bei dir am Tisch ankommt. Undenkbar in Amerika. Hier hat jeder von seinem Essen ganz bestimmte Anforderungen und teilt das dann auch dem Kellner bis ins letzte Detail ganz genau mit. Der Kellner macht aber auch durchaus den Eindruck als würden ihm diese Informationen bei seiner Arbeit sehr nützlich sein. Falls das nämlich nicht der Fall sein sollte, läuft er ein zweites ,drittes oder viertes Mal. Solange bis sich Zufriedenheit beim Gast eingestellt hat. Wunder gibt es immer wieder! Ganz ähnlich wie eine unzerstörte Natur, oder ein funktionierendes Ökosystem. Für europäische Verhältnisse also nicht mehr vorstellbar. Heute haben wir uns vorgenommen mal eine Auszeit von Las Vegas zu nehmen. Wir schwingen uns im Parkhaus wieder in unsere Schlitten und die sind froh das sie endlich wieder rollen dürfen. Wir verlassen die Stadt in südliche Richtung und fahren auf dem Highway erst mal durch unendliche Gewerbegebiete. Nach einer halben Stunde Fahrt sehen wir auf der linken Seite ein Naherholungsgebiet von Las Vegas. Es ist ein riesiger Stausee mit jeder Menge Motorbooten und Wassersportlern. Das ist der Lake Mead. Auf dem Rückweg wollen wir da hin. Wir verfolgen gespannt einen Helicopter der auf der gegenüberliegende Straßenseite gerade zur Landung ansetzt. Eine große Werbetafel teilt mit, das es hier Flüge ab 59 US $ zu buchen gibt. Da kann man aus der Luft betrachten, was wir uns jetzt vom Boden aus vorgenommen haben – den Hoover Staudamm. Das Problem ist, dass uns der Hubschrauber so abgelenkt hat, dass wir gleich mal die Abfahrt zum Staudamm verpasst haben. Kein Problem! Wir wenden kurz danach, jetzt schon im benachbarten Bundesstaat Arizona. Also wieder zurück nach Nevada und runter vom Highway. Diesmal haben wir die richtige Ausfahrt geschafft. Wir nehmen den zweiten Besucherparkplatz, das ist in dem Fall der obere.
Als wir aus den Auto´s steigen, bekomm ich ein Dejavu meines letzten Saunabesuchs. Mann o Mann, ist das heiß hier. Eigentlich bereue ich es schon nach 10 gelaufenen Metern, dass wir diese Idee ausgerechnet heute umsetzen wollen. Es geht eine steile Treppe hinunter zur Staumauer. Zwei Gefühle streiten sich im Moment in uns allen vermute ich. Das ist zum einen die grandiose Umgebung und die wunderbar technische Meisterleistung die es hier zu sehen gibt. Auf der anderen Seite macht uns die unbarmherzig herunterbrennende Sonne echt zu schaffen. Wir gehen über die Staumauer und überschreiten jetzt direkt in der Brückenmitte die Staatsgrenze zwischen Arizona und Nevada. Zur gleichen Zeit überschreiten wir damit auch eine Zeitzone. Wir haben also eine Stunde Zeitunterschied hier. Auf der anderen Seite der Staumauer ist das Besucherzentrum des Hoover Damms. Nachdem wir die Staumauer abwärts einige Fotos geschossen haben, gehen wir alle jetzt in das klimatisierte Gebäude. Jetzt erst merken wir wie heiß es im Freien wirklich war. Hier drin schießt mir der Schweiß jetzt aus den Poren. Als wir erfahren das die Besichtigungstour sich teils wieder nach Außen bewegt, schauen wir uns alle einstimmig an. Es war schön das alles hier kurz kennen gelernt zu haben. Aber für heute war es das hier! Wir sind einfach zur falschen Zeit am richtigen Ort. Wir besuchen noch kurz den ebenfalls klimatisierten Andenken Shop der glücklicherweise auch gekühlte Getränke im Angebot hat. Ulli und ich haben sich bereiterklärt den schwierigen Rückweg zum Parkplatz allein zu meistern. Wir werden die Unsrigen direkt am Shop ins Auto laden, damit sparen wir ihnen die Tortour die uns jetzt bevor steht. Als wir beide am Parkplatz ankommen , fühlen wir uns wie Sieger der Ralley Paris Dakar. Wir fahren wieder über die Staatsgrenze, nun schon das vierte Mal heute und die Verwandtschaft springt ins Auto. Jetzt sind wir auf der Straßenseite, wo die Helikopterflüge stattfinden. Wir erkundigen uns wann der nächste Flug geht. Leider sind die Jungs am heutigen Tag schon komplett ausgebucht. Also weiter zum Ufer des Lake Mead. Was von Weitem so anheimelnd und erfrischend anmutete, sieht aus der Nähe nicht mehr ganz so schön aus. Der See ist nicht schlecht, aber die Uferzone ist hier recht seltsam.
Der See ist nicht schlecht, aber die Uferzone ist hier recht seltsam. Es wirkt etwas ungepflegt und jede Menge Bootsbesitzer stehen teilweise mit ihren Hunden im Wasser und unterhalten sich. Ich sehe niemanden ein Bad nehmen und zwischen all den Wassersportfreaks fühlen wir uns etwas deplaziert. Da es nur geringfügig kühler am See ist, entscheiden wir uns jetzt zum Aufbruch Richtung Las Vegas. Wir sehen schon wieder von Weitem den Stratosphere Tower der uns den Weg direkt zum Hotel zeigt. Ich bekomme vom Wagen Ulli´s ein rechtes Blinkzeichen und sehe jetzt auch was das zu bedeuten hat. Die versammelte Meute plagt der Hunger. Rechts und links der Straße gibt es dafür jede Menge Angebote. Ronny folgt meinem Beispiel und wir trennen uns vom Hauptfeld in Richtung andere Straßenseite. Uns ist nach chinesischen Essen und wir treffen unsere Auswahl bei meiner Lieblingskette Panda –Express. Der Rest bleibt auf der anderen Seite und hält dann vor einem „KFC“ – Kentucky Fright Chicken. Resopaltische und Plastikverkleidungen…es gibt nichts amerikanischeres. Trotzdem liebe ich es, weil es so wunderbar dieses Klischee aus uns bekannten Filmen bedient. Im Film hatte man immer den Eindruck hier wurde extra alles als Kulisse aufgebaut. Aber nein! Die Wirklichkeit bestätigt, alles ist genau so wie in den Filmen. Herrlich! Selbst die Kellnerin gibt es, die einem die Kaffeetasse auf Wunsch auch das dritte und vierte Mal nachfüllt. Es gibt sie tatsächlich, diese amerikanische Wirklichkeit. Im Vorfeld der Reise hab ich mir in Gedanken einiges vorgestellt. Ich wollte unbedingt in eines dieser Highway-Trucker-Läden mitten drin im Nirgendwo, mit einer Tankstelle und angeschlossenem Bistro. Wo ein altes Werbeschild im Wind hin und her schaukelt. Wenn man eintritt sitzen dann meistens ein paar Trucker am Tresen und verputzen XXL Portionen. Man unterhält sich über die Verkehrssituation, Baseballergebnisse oder die aktuelle Politik. An einem an der Wand angeschraubten Fernseher läuft ein Football-Spiel und der Ton ist leise gedreht. Genau diese Läden habe ich ein Dutzend Mal beim Tanken unterwegs gesehen. Nichts in den Filmen war gelogen! Wie tröstlich! So gibt es auch die Leute, die einem mitten in so einem Lokal ansprechen. Hallo, wie geht’s usw. Nun aber wieder rein nach Las Vegas und wir sind im Hotel eingetroffen. Sybille zieht ein kleines Schläfchen vor. Ich treffe mich mit Ronny im Casino. Es soll jetzt mal etwas Geld unter die Leute gebracht werden. Glück , Pech, Glück, Pech, Pech , Pech also genug damit. Wir haben uns ein Limit gesetzt und haben es auch in Windeseile erreicht. Bedeutet…Geld alle! Direkt neben uns sitze eine aufgemotzte alte Dame mit einem Fächer an Dollarscheinen in der Hand. Unablässig klingelt ihr Automat und sie lässt einen Jauchzer nach dem anderen raus. Sie hat einen Lauf, schöner wie schön! Von hinten nähert sich nun ihr Galan, lässig seinen Barscheck in der Hand auf den ich eine Zahl um die 1.800 US $ lese. Also hat er das momentan auf seinem hotelinternen Spielkonto. Die Alte holt tatsächlich 600 Mäuse aus dem „Einarmischen“ heraus und zeigt es stolz ihrem Alfredo. Der nimmt es mit einem anerkennenden, aber auch nicht zu euphorischen Lächeln entgegen. Was für eine Welt! Na gut! Dafür haben wir Glück in der Liebe! Ätsch!
Ganz anders unser Freund Andre. Der hat sich heute an einem Pokertisch mit anderen Teilnehmern buchen lassen. Er hat über 200 Dollar abgeräumt und gibt davon am Abend einen aus. Familie Wolfram holen am Abend unser vorerst letztes Reisemitglied vom McCarran Airport ab. Jenny kommt aus Eugene/Oregon eingeschwebt und wird uns den Rest der Reise bekleiden. Dafür werden sich später Melanie und Andre von uns trennen. Sie haben sich nicht für die große Runde entschieden und fahren nach Los Angeles. Nachdem sich Jenny etwas frischgemacht und eingerichtet hat, brechen wir noch mal zum alten Strip an die Freemont Street auf. Es ist immer noch sauwarm auf der Straße und angekommen am alten Strip flüchte ich mich ins erste beste Casino was ich sehe, um wieder kalte Luft abzubekommen. Wir probieren wieder einige Drinks aus und der Spezialist Ronny hat soeben ein Angebotsschild für eine „Happy Hour“ entdeckt. Der Gin Tonic zu 0.50 US $! Das müssen wir überprüfen. Na gut! Das Teil schmeckt auch so wie ein halber Dollar. Wir geben dem Keeper einen Tip doch ruhig mal etwas mehr Geld zu verlangen, aber speziell unsere Drinks dann auch etwas würziger zu machen. Mit dem Kerl kann man arbeiten. Der versteht uns sehr genau und wir marschieren weiter. Am Ende der überdachten Meile gibt’s eine amerikanische Hardrock Band zu bestaunen. Sie spielen echt gut und selbst die Scorpions haben sie im Programm. Nach einer knappen Stunde zuhören fahren wir wieder ins Hotel und wollen jetzt alle noch mal ins Casino. Wir haben uns gemeinsam vor einen großen Wandmonitor platziert. Hier kann man das auch aus dem deutschen Fernsehen bekannte Spiel „Deal or no Deal“ zum Leben erwecken. Wir setzen abwechselnd alle Mal den Einsatz und haben super Spaß in unserer Ecke. Als Ulli 36 Dollar gewinnt schreien wir als hätten wir den Jackpot des Casinos geknackt. Alle Spieler in der Nähe drehen sich um, einige bleiben stehen weil sie die Sensation vermuten. Aber hier ging es lediglich um 36 Dollar. Einfach herrlich. Gegen 3.00 Uhr landen wir im Bett. Geschafft!
Mo.29.8.2011 – Besuch des Hard Rock Cafes
Die neue Woche beginnt erst mal sehr relaxt. Nach dem Ausschlafen begleite ich Sybille in den 8. Stock unseres Hotels. Sie hat sich für den Pool entschieden und ich mich für den 2. Teil des Ausschlafens. Der Pool ist sehr groß und ziemlich gut besucht. Er befindet sich im Außenbereich quasi auf einem Vordach. Ich gehe zurück ins Zimmer und mach noch ein Schläfchen. Las Vegas schlaucht eben. Zum Mittag verlassen Sybille und ich kurz das Hotel zum Zweck der Nahrungssuche. In unmittelbarer Nachbarschaft hab ich gestern schon ein nettes Restaurant gesehen, in das wir uns jetzt hinein bemühen. „All you can eat“ heißt es hier für 6.99 $. Es gibt ein Büfett was uns 3 verschiedene Pizzen, einen sehr schönen Nudelsalat und verschiedene Suppen für diesen Preis offeriert. Essen kann man so viel wie man will und so lang man sich im Restaurant aufhält. Wir nehmen uns Zeit dafür und sitzen an einem großen Fenster direkt gegenüber des Stratosphere Towers. Hier gibt es einiges zu sehen, da sich an dieser Stelle der Landeplatz für den Las Vegas Jump befindet. Dort landen die Verrückten die sich den Sprung vom Tower angetan haben. Außerdem putzt ein Arbeiter die Außenfront der Fenster in ziemlicher Höhe. Wir sind jetzt noch mal im Casino verabredet und machen uns auf den Weg dahin. Es wird rundum etwas Geld verzockt. Am Abend treffen wir uns gemeinsam im 15. Stockwerk auf dem Hotelflur. Einige haben sich „in Schale“ geworfen. Der Grund ist, Andre hat morgen seinen 24. Geburtstag und wir wollen über Mitternacht hineinfeiern. So machen wir uns also auf den Weg zur Bushaltestelle vorm Hotel. Der Stadtbus kommt und ab geht’s zum neuen Strip. “The Doors opening and closing“, da haben wir es wieder. Bevor die kleine Feier beginnt geht es noch mal durch das New York New York Hotel und wir stehen wieder vor der Coyote Ugly Bar. Kleine und vor allem witzige Geschichte zu dieser Bar. Unsere Frauen sind von dem gleichnamigen Film sehr begeistert gewesen. Keine Frage das sie unbedingt da hinein wollen. Wir werden doch tatsächlich nach den Ausweisen gefragt, zwecks Einhaltung des Mindestalters von 21.Jahren!!! Mit etwas guten Willen könnte man das ja für ein Kompliment halten. Das Problem ist nur, die Frauen haben ihre Ausweise im Hotel. Bedauerndes Kopfschütteln. Das hier in Las Vegas! Wo doch sonst alles ziemlich jedem egal ist. Nun gut! So wird sich halt noch mal umentschieden. Wir wechseln über den Las Vegas Boulevard zur anderen Seite. Direkt hinein in das Hard Rock Cafe. Im Erdgeschoss befindet sich eine Art Bar Bistro und Shop. Hier hängen die Utensilien von Größen des Showbusiness. Eine Gitarre von Jimmy Hendrix, Klamotten von Elvis und so weiter. Uns zieht es ein Stockwerk höher, hier ist das Restaurant. Wir können uns anfangs nicht entscheiden. Es gibt eine Art Balkon von wo aus man einen herrlichen Blick über den Strip hat. Nach 5 Minuten Aufenthalt im Freien sind die Würfel gefallen. Trotz der schönen Aussicht, eine Klimaanlage hat bei Temperaturen um die 36 °C am Abend auch was für sich. Also alle wieder rein. Hier werden wir von einem ziemlich ausgeflippten Kellner in Empfang genommen. Er weißt uns einen schönen Tisch zu und es wird langsam gemütlich.
Gemeinsam mit Ronny fangen wir den Kellner unbeobachtet von Andre ab und klären ihn auf das wir um Mitternacht ein Geburtstagskind haben. Wir fragen ihn ob er vielleicht eine kleine Überraschung hat. Er sagt ok, kein Problem. Wir trinken nun Sangria und andere Leckerein und es ist ein netter Abend. Für mich ist die begleitende Hintergrundsmusik genau richtig. Das Hard Rock Cafe macht seinem Name Ehre! Genau um 24.00 Uhr kommt unser Kellner quer durchs Restaurant. Er stellt sich in die Mitte des Raumes und schreit los.: Ladys and Gentlements ! Alle im Restaurant drehen sich jetzt um. Er meint es gibt ein Geburtstagskind im Raum und kommt nun an unseren Tisch, umarmt Andre und gratuliert ihm und die Masse im Raum applaudiert. So sind die Amis! Auch wir gratulieren jetzt und Andre steht mit seinem Drink mit Wunderkerze ziemlich überrascht im Raum. Na schön, das hätte also funktioniert! Wir geben dem Kellner unsere Kamera. Er soll mal ein schönes Gruppenfoto schießen. Was macht der Kerl? Er dreht die Kamera auf sich selbst und macht als erstes mal ein Bild von sich. Super! Am Ende klappt aber alles noch und wir hatten eine schöne Feier hier.
Zurück im Hotel spielen wir im Casino noch bis 2.30 Uhr „Deal or no Deal“ aber nun geht es ins Bett. Es war hier spektakulär und außergewöhnlich, aber auch anstrengend. Eine Person freut sich ganz besonders auf die Abreise morgen – Sybille. Denn ab morgen geht es in die Weiten der Natur Amerikas. Da will ich natürlich auch hin. Nun aber erst mal Gute Nacht!
Di.30.8.2011 – Erste Impressionen vom Grand Canyon
Wir frühstücken noch mal bei Starbucks im Stratosphere Hotel. Anschließend geht es zum Auschecken und danach zu den Autos in das Parkhaus. Ab jetzt gibt es nur noch Natur pur in den nächsten zwei Staaten Arizona und Utah zu bestaunen. Wir fahren raus aus Las Vegas, wieder an den unendlichen Gewerbegebieten vorbei in Richtung Süden.
Auch jetzt kommen wir an der Abfahrt zum Hoover Damm vorbei. Es begrüßt uns das bunte Schild mir der Aufschrift Arizona. Unser 3. Staat. Es geht immer die Interstate 93 entlang nach Kingman. Hier fahren wir an einem McDonalds ran, essen etwas und beraten ob wir den Umweg über die ehemalige Route 66 machen. Das hätte zwar etwas für sich, einmal auf dieser berühmten Straße zu fahren. Wir entscheiden uns aber für den kürzeren Weg, da wir unbedingt den Sonnenuntergang am Grand Canyon heute noch mitnehmen wollen. Die Zeit würde sonst nicht reichen. Es geht weiter über den Highway Nr.40 vorbei an Seligman. Der sehr deutsch klingende Name hat mich zu einer kleinen Recherche veranlasst und heraus gekommen ist folgendes. Jesse Seligman, einer der beiden Brüder war ein New Yorker Banker. Er ist aus dem bayrischen Baiersdorf nach Amerika ausgewandert und hat da groß Karriere gemacht. Weil er als Investor Geld in die Eisenbahnstrecke im Ort steckte, benannte man ihm zu Ehren den Ort Seligman. Es ist der am häufigsten „verschobene“ Ort der USA, denn die meisten seiner Häuser sind schon mal ein Stück „gewandert“. Der Ort beherbergt das Roadkill Cafe das in seinem Inneren mit sehr skurilen Sprüchen an der Wand glänzt, So zum Beispiel: „You kill it, we grill it!“ oder: „No moon last night, so we have a full menu today“. Herrlich! Wir fahren durch eine Art Steppenlandschaft und hier ist im Gegensatz zu Deutschland der Mittelstreifen ca.20 Meter breit. Einige große Trucks überholen uns, die haben es hier immer etwas eiliger als die PKWs. Kilometerlang zieht sich der Highway kerzengerade ohne jegliche Kurve dahin. Man kann sich schon in die Siedler hinein versetzen die damals hier mit ihren Planwagen entlang kamen. Die Weite dieses Landes beeindruckt mich am meisten von allen. Unbeschreiblich! Das muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Teilweise liegen zwei benachbarte Orte eine halbe Stunde Autofahrt auseinander. Nicht verwunderlich, dass man auch ab und zu ein kleines Flugzeug neben den Farmhäusern stehen sieht. Wir fahren nun in Williams vom Highway ab und wieder muss uns das „Fleischbrötchenrestaurant“ ernähren.
Wieder eine kleine Recherche zum Ort Williams. Er wird als Gateway zum National Park bezeichnet. In der kleinen Stadt gibt es einen Bahnhof der die Fernstrecke Chicago –Los Angeles als Southwest Chief einmal täglich bedient. Der größte Teil der Tagestour ist geschafft und wir biegen jetzt in Richtung Norden auf die 64 ab. Nach ungefähr 45 Minuten erreichen wir bei Tusayan den „Grand Canyon National Park Airport“, den wir auf der linken Seite liegen lassen.
Direkt neben den Tusayan General Store liegt das „Yippie –i-yo- Steakhouse“. Ich muss über den witzigen Name lachen, ohne zu wissen, dass wir genau hier drin heute Abend essen werden. Nun mitten im Wald erscheint das Eingangstor zum „Grand Canyon National Park South Rim“. South Rim bedeutet, wir sind am südlichen Rand des Grand Canyon. Eine ziemlich streng blickende Dame mit Uniform gibt uns einen ganzen Stapel Infomaterial zum Park – sogar in deutscher Sprache. Wir sind nun alle gespannt was uns gleich erwarten wird und wir drehen die Köpfe nach allen Seiten. Wolframs waren ja schon im Vorjahr an der gleichen Stelle, so gibt es jetzt kein langes Suchen. Genau zur richtigen Zeit, also kurz vor Beginn der Dämmerung haben wir es hierher geschafft. Die Autos werden am Parkplatz abgestellt und wir laufen alle zum Rand dieses Naturwunders.
Als ich die erste freie Sicht auf den Canyon habe stockt mir der Atem. Gigantisch! Anders kann man es kaum beschreiben. Diese riesige Felsschlucht mit den Türmen aus Gestein wirkt majestätisch auf alle Betrachter. Immerhin geht es hier vom Rand aus mit 1.800 Meter Höhenunterschied hinunter bis zum Colorado-River, der sich über Jahrmillionen hier durch das Gestein geschnitten hat. Ich sehe mich nach der Verwandtschaft um. Alle sind in sich gegangen und lassen dieses Naturereignis auf sich wirken. Hier am Rand der Schlucht verspüre ich ein unwahrscheinlich freies Gefühl. Das Auge hat jede Menge an Objekte um sich satt zu sehen. Um diese Tageszeit haben sich eine stattliche Anzahl an Zuschauern aus allen möglichen Ländern eingefunden, um den grandiosen Sonnenuntergang mitzuerleben. Schade nur das wir die Kamera bedienen müssen und Fotos schießen. Hier sollte man eigentlich nur da sitzen und zusehen. Ständig wechseln die Farben der Felsen, alle möglichen Rot und Violett-Töne sind zu bestaunen. Eine unglaubliche Ruhe liegt über dem Canyon. Nach einer Stunde Zuschauens verabschieden wir uns vom Canyon und fahren das letzte Stück bis zu unserer Unterkunft. Die „Bright Angel Lodge“ ist eines der historischsten Gebäude und liegt 2 Minuten vom Rand des Grand Canyons entfernt. Die Verantwortlichen haben hier darauf gesehen, das die Hotels und Lodges sich natürlich in dieses Gebiet einfügen. Es gibt keine hohen Bettenburgen oder ähnliches. Die Lodges sind im Stil der Zeit als das Gebiet für den Tourismus erschlossen wurde, also um die Jahrhundertwende 1900. Der Baustoff Holz überwiegt hier und die Unterkünfte erinnern schwach an deutsche Jugendherbergen. Für diese Landschaft genau richtig. Die Zimmer sind klein aber ausreichend. Geduscht wird hier nicht im eigenen Zimmer. Dafür geht man in eigens dafür bestimmte Duschräume, die man aber allein nutzt. Also keine Gemeinschaftsdusche! Nach dem Frischmachen treffen wir uns alle wieder am Parkplatz und jetzt geht es mit 2 Autos nach Tusayan, ins vorhin schon angekündigte Steakhouse. Darauf freu ich mich schon eine Weile. Ich wollte immer schon mal in Amerika eines der originalen T-Bone Steaks eigenhändig zur Schnecke machen. Jetzt ist beste „Dinner Time“ und die Bude ist krachend voll. Ronny bearbeitet den Kellner und wir bekommen einen Tisch auf der Terrasse. Die Kellner sind alle original als Cowboys gekleidet und freundlich zu jedermann. So ein Gaucho nimmt jetzt unsere Bestellung auf, wobei die Bierbestellung immer die meiste Zeit beansprucht. Das liegt an der großen Vielfalt der Biere die hier angeboten werden. Biere originaler Pilsner Brauart findet man hier nicht. Die meisten Biere haben eine extrem fruchtige oder malzische Note. Es gibt auch jede Menge Light Biere. Egal! Her mit der Brühe! Das Steak verdunkelt leicht den Abendhimmel als es der Kellner in Kopfhöhe angetragen bringt. Yeah! Da sag ich doch mal Steak dazu. 80 % der Bestandteile auf meinen Teller sind Fleisch, der Rest gebackene Kartoffeln. Nichts dagegen einzuwenden. Jetzt kommen noch diverse Soßen an den Tisch. Perfekt! Wir haben viel Spaß! Irgendwann ist alles zu Ende. Heimfahrt zur Lodge und ab in die Koje! Schlaft schön!
Mi.31.8.2011 – Flug über den Grand Canyon
Um 5.30 Uhr am Morgen wird es unruhig im Zimmer. Sybille möchte unbedingt den Sonnenaufgang gemeinsam mit Wolframs am Canyon Rand erleben. Reisende soll man nicht aufhalten, also dreh ich mich wieder zur anderen Seite und sinke in meine Träume zurück. Daraus werde ich 7.15 Uhr brutal geweckt. Sybille ist vom Sightseeing zurück, leider komplett durchgefroren und ich denke ein Eisblock wird ins Bett geschoben. Frechheit! Um 9.30 Uhr nehmen wir das Frühstück im Restaurant der Bright Angel Lodge ein. Auch wieder ein spezielles Erlebnis. Zwei nicht ganz ausgelastete Damen stehen an einem Stehpult am Eingang des Restaurants. Das Lächeln der Beiden kann man getrost als strahlend bezeichnen. Man hat das Gefühl eines Rockstars der gerade um ein Autogramm gebeten wird. Lustig! Jetzt klärt sich die Funktion der Dame Nr.2 auf, da sie die großartige Aufgabe übernimmt uns an den Tisch zu begleiten. Dort angekommen gibt sie all die riesige Verantwortung die ihr auf den Schultern drückt jetzt an den Tischkellner weiter. Der steht schon voller froher Erwartung bereit. Wir blättern die Frühstückskarte durch, die ziemlich umfangreich ist. Jetzt die schon letztens beschriebene Zeremonie . Unser chinesisch aussehender Bediensteter will nun auf das Genaueste wissen in welchem Aggregatzustand er die einzelnen Komponenten des Frühstücks vom Koch zaubern lassen soll. Auch beim Abkassieren kennt die Freundlichkeit keine Grenzen. Einfach wunderbar. Bei solchen Gelegenheiten merkt man erst einmal , das wir diesem Service einfach komplett unwissend gegenüber stehen. Wie schlimm werden wohl die Entzugserscheinungen werden, sind wir wieder in Deutschlands servicefreier Zone zurück.
Sybille, Ulli und ich brechen zum Flughafen in Tusayan auf. Heute wollen wir unser Geburtstagsgeschenk einlösen. Ein Flug mit einer De Haviland über den Grand Canyon. Wir sind schon sehr gespannt. Ulli der Gute, hat sich bereiterklärt uns zu chauffieren und er wird die knappe Stunde Flug am Airport auf uns warten. Er kann uns gut auf den Flug vorbereiten, da er das Gleiche im Vorjahr erlebt hat. Das übersichtliche Terminal des „Grand Canyon National Park Airport“ ist im Moment mit einer Horde Touristen überfüllt die aller Wahrscheinlichkeit und an den vielen Fotoapparaten als Japaner zu erkennen sind. Nach deren Abfertigung herrscht jetzt wieder gähnende Leere für den Moment. Eine supernette Beamte mit dem Gewicht eines Sumo Ringers möchte wissen für was wir uns entschieden haben. Im Angebot stehen 45 Minuten Rundflug mit dem Kleinflugzeug oder 25 Minuten im Helikopter. Wir nehmen das erste Angebot an und müssen uns jetzt auf die Waage stellen, die direkt vor dem Schalter im Boden eingebaut ist. Danach wird entschieden an welcher Stelle man im Flieger sitzen wird. Wir bezahlen für den Flug pro Nase 140 $, das ist es auf jeden Fall wert. Da der letzte Flieger gerade mit den Japanern abgedampft ist, haben wir noch etwas Zeit uns umzusehen. Große Überraschung. Es gibt so weit ich sehen kann keinerlei Sicherheitszonen. Sehr ungewöhnlich vor allem hier in den USA. Also gehen wir einfach mal auf das Vorfeld des Flughafens. Hier herrscht ein ständiges Auf und Ab von Fluggeräten. Ein cool aussehender Buschpilot kommt an uns vorbei und grüßt uns, so als wenn wir seine Nachbarn wären. Jetzt ist ein Flieger gelandet und ich vermute hier werden wir die Nächsten sein. So ist es auch. Wir müssen uns im Freien genau in der Reihenfolge aufstellen wie wir im Flieger sitzen werden. Scheinbar ist heut gerade Tag der Japaner, denn auch bei unserem Flug sind wir die zwei einzigen die neben dieser stolzen Nation mitfliegen dürfen. Ich hoffe nur das die Meute keine Anhänger des Kamikaze sind! Aber zum Aussteigen ist es jetzt eh zu spät.
Wir winken noch einmal Ulli zu der vom Rand des Flugfeldes alles verfolgt. Uns gehören die beiden Plätze im Heck der De Haviland. Wir rollen zur Startbahn und einer der beiden Piloten erklärt jetzt, das wir die Kopfhörer benutzen sollen. Es gibt ein auf Band gesprochenes Infosystem, was auch in deutscher Sprache zur Verfügung steht. Das nutzen wir jetzt auch. Die Maschine beschleunigt und schon sind wir in der Luft. Wir fliegen erst mal in die Gegenrichtung des Canyons und drehen dann auf ihn zu. Als erstes fällt auf das diese Fliegerei nichts mit Jetfliegen zu tun hat. Es ist ein ständiges Geschaukel und jede Windböe ist an der kleinen Propellermaschine zu spüren. Aber das was wir draußen sehen entschädigt für das Gewackel. Fantastisch! Hier bekommt man erst einmal einen richtigen Eindruck über die Dimensionen dieses National Parks.
Wir sind nun direkt in der Mitte über dem Canyon und unter uns fließt der Colorado River. Von hier aus können wir einen kleinen Waldbrand in der Nähe beobachten. Aber das Band teilt uns gerade mit, das diese Brände kontrolliert werden. Die 45 Minuten vergehen schnell, aber wie ich am Gesicht von Sybille sehe, reicht es ihr jetzt auch. Die Landung verläuft ruhig bis auf das japanische Geschnatter und wir sind begeistert. Es war ein tolles Erlebnis. Zurück bei Ulli schauen wir uns jetzt noch ein paar Hubschrauber an die hier ständig starten und landen. Nun geht’s zurück ins Valley. Wir treffen uns wieder mit den Anderen in der Lodge. Nun auf zur Bushaltestelle. Es gibt hier eine Buslinie die alle Aussichtsplattformen entlang des Grand Canyons bedient. Man benutzt der Natur geschuldet Elektrobusse. Eine feine Einrichtung, denn sie verkehren alle 15 Minuten. Wir steigen am ersten Aussichtspunkt aus und haben hier 15 Minuten Zeit uns umzusehen. Dann zurück zum Bus und zur nächsten Station. Jede Aussichtsstelle hat ihren ganz eigenen Reiz und das Auge bekommt hier volle Arbeit. Am Abend fahren wir wieder raus aus dem Park nach Tusayan zum Abendessen. Sybille hat Lust auf Pizza und die steht jetzt vor ihr auf dem Tisch. Ich schätze mal Durchmesser 50 cm und mich interessiert doch mal der Preis dafür. Stolze 24 $ ! Da haben wir irgendetwas übersehen aber es ist ja Urlaub. Dann mal ran an das Ding! Wieder zurück vom Essen fallen wir in die Betten! Das wars für heute!
Do.1.9.2011 – Navajo Bridge und Cliff Dwellers Lodge
5:45 Uhr treffen sich Bettina, Sybille, Ronny und Jenny. Sie haben vor, auf dem Bright Angel Trail eine nicht allzu lange Wanderung in den Canyon zu unternehmen. Da wir heute 11.00 Uhr abreisen, müssen sie sich sputen. Kurz nach dem sie das Haus verlassen haben, stehe ich ebenfalls auf. Ich möchte gern noch ein paar schöne Aufnahmen mit der Videokamera einfangen. Die Zeit während des Sonnenaufgangs ist einfach herrlich. Ich gehe den Weg direkt am Rand des Canyons in Richtung El Tovar. Das ist die erste Lodge die zur Gründungszeit hier errichtet wurde. Nachdem ich jede Menge Filmmaterial vom Canyon eingesammelt habe, zieht es mich jetzt rüber zu der genannten Lodge. Ich will mir das historische Hotel einmal von innen ansehen. So überquere ich langsam den Vorplatz des Hotels und sehe immer wieder andere Touristen die auch zu dieser frühen Stunde unterwegs sind. Wahrscheinlich haben sie den Sonnenaufgang nicht verpassen wollen. Irgendwie hab ich das komische Gefühl beobachtet zu werden. Einige Leute fotografieren genau in meine Richtung und das wird mir langsam peinlich. Ich drehe mich um und sehe aber jetzt, meine Person ist hier gar nicht gefragt. Ungefähr 10 Meter hinter mir steht ein ausgewachsener und sehr eindrucksvoller Wapiti-Hirsch. Mitten am Rand des Parkplatzes und nimmt sich gemütlich die jungen Zweige eines Baumes vor. Ein Prachtstück, mindestens 12 Ender oder so was. Sein Nachwuchs steht direkt neben der Auffahrt zum El Tovar auf der Wiese und lässt sich das Gras schmecken. Keiner der Beiden ist auch nur im geringsten von uns menschlichen Zuschauern beeindruckt. Man trifft sie hier sehr oft und sie sind an die Menschen gewöhnt. Alles ist auf dem Video verewigt und ich begebe mich ins Innere des Historie atmenden Hotels.
Innen ist es genau wie ich es mir vorgestellt habe. Eine Halle im Stil eines riesigen Blockhauses. Großer Kamin, Jagdtrophäen an den Wänden. Um diese Zeit herrscht noch gedämpfte Ruhe, noch ist nicht Frühstückszeit. Ich verlasse das Hotel wieder und laufe zur Bright Angel Lodge, unserem Quartier was wir in 4 Stunden verlassen werden. Melanie und Andre haben sich mittlerweile von uns getrennt und sind nach Los Angeles weitergefahren und werden von da aus heimfliegen. Um 11.00 Uhr ist Abfahrt .Als ich mit Sybille das Auto belade, fallen mir immer wieder kleine Nussschalen auf den Kopf. Direkt über uns sitzen Streifenhörnchen im Baum und lachen sich wahrscheinlich kaputt! Von hier aus fahren wir noch zum Grand Canyon South Rim Visitor Center. Zum Abschied schauen wir uns einen grandiosen Film über den National Park an. Wir verlassen den Park in östliche Richtung, nachdem wir immer wieder an Aussichtspunkten halten und so Abschied vom Grand Canyon nehmen. Nachdem wir das Tor zum National Park passiert haben geht es über die 64 in Richtung Cameron. Hier fahren wir ab auf den Highway 89 der uns entlang riesiger Felswände durch eine beeindruckende Landschaft führt.
Langsam nähern wir uns den einzigen Punkt weit und breit, der über den Grand Canyon zur Nordseite den North Rim führt. Die Straße geht kontinuierlich bergab und schlängelt sich runter zur Navajo- Bridge. Die Navajos sind der hier heimische Indianerstamm. Kurz bevor wir die Brücke erreichen legen wir einen Stop ein. Wir fahren rechts ran und hier gibt es was zu sehen. In einem kleinen Holzkiosk verkauft eine Navajo- Indianerin verschiedenes aus dem Bereich Folklore ihres Stammes. Es gibt Geschnitztes, Gewebtes, Getöpfertes und auch die beliebten Dreamcatcher. Sie sollen im Schlafzimmer aufgehängt die unangenehmen Träume vertreiben. Schöne Sache wenn’s funktioniert! Ich bin der Meinung das die gute Seele die uns freundlicherweise eine Menge wissenswerte Infos über ihre Schätze gibt, nicht umsonst in der Hitze stehen soll. Ein kleines Keramikgefäß wechselt den Besitzer und ich habe nun ein original indianisches Mitbringsel erworben. Nein, es steht nicht „Made in Taiwan“ auf der Unterseite. Ich frage aus was denn die kleinen schwarzen Fäden in der Keramik bestehen und sie erklärt es mir. Beim Töpfern werden Haare von Mustangs in die Keramik mit eingefügt. Ein schöner Effekt. Wir verabschieden uns von der freundlichen Squaw. Vor uns tauchen nun zwei Brücken auf, die parallel den Colorado-River an dieser Stelle überqueren. Die linke ist die neue und die rechte die alte Navajo Bridge.
Irgendwann reichte die alte Brücke von der Breite her nicht mehr für die veränderten Fahrzeuge unserer Zeit. Deshalb wurde direkt daneben eine neue Brücke erbaut. Die alte wird jetzt als Fußgänger Brücke genutzt. Wir steigen aus und es muss natürlich alles auf Film und Foto gebannt werden. Das Wasser des Colorado ist eine ziemlich braune Brühe und an dieser Stelle auch nicht besonders breit. Direkt auf der anderen Seite der Brücke beginnt der Marble Canyon und wir sind fast am Tagesziel angekommen. Es heißt Cliff Dwellers Lodge und dazu muss ich etwas abschweifen. Bei den Vorbereitungen zu dieser Reise habe ich natürlich in erster Linie das Internet genutzt. Die von Ronny geplante Route konnten wir dadurch sehr genau verfolgen. Etwas abseits dieser Route fand ich durch reinen Zufall im Internet einen Beitrag über die Cliff Dwellers Lodge. Ebenfalls deutsche Touristen hatten hier übernachtet und berichteten von den netten Gastgebern und über einen sehr abgeschiedenen Ort. Außerdem versprach die Website auch kulinarische Genüsse und einiges mehr. Bei den regelmäßigen Skype-Sitzungen mit Ronny berichtete ich ihm über diese Website und begeisterte mich dafür. Kurzum- einen Teil der Route hatte uns Ronny nachträglich mitgeteilt – das war genau dieser Teil. Er hatte nach meiner Begeisterung für diesen Ort die Route um diesen erweitert. Das habe ich ihm sehr hoch angerechnet und es hat mich riesig gefreut. Ich hatte ja all mein Wissen darüber ausschließlich aus dem Internet. Jetzt wird sich zeigen ob wir negativ oder positiv bestätigt werden. Zur Beschreibung: Am Fuß einer riesigen Felswand befindet sich in einer fast schon wüstenähnlichen Landschaft völlig abgelegen von der Zivilisation die Cliff Dwellers Lodge. Stellt euch ein Mini-Motel mit 4 Zimmern, eine kleine Tankstelle mit einer Zapfsäule, ein kleines Zwischending aus Bar und Restaurant und drei oder vier Nebengebäuden in einer gottverlassenen Prärie in Arizona vor. Hier könnte man ohne etwas zu verändern sofort einen Western drehen. Das ist genau der Fakt, der es für mich so attraktiv macht.
Ein Kerl mit Streichholzfrisur, der das Aussehen eines Offiziers der US Armee hat, zeigt uns zwei überdachte Plätze wo wir unsere Autos parken können. Die Zimmer befinden sich links neben dem Restaurant und wir sind froh angekommen zu sein. Nach dem Auspacken und dem Frischmachen treffen wir uns alle im Restaurant. Wir sitzen auf der überdachten Terrasse und die Aussicht ist grandios. Eine riesengroße Prärie zieht sich hinter der Straße meilenweit in die Landschaft. In weiter Entfernung erkennt man eine Felsformation die wohl 100 km breit ist. Wir lassen uns Getränke schmecken und das Feeling auf uns einwirken. Mitten im Nirgendwo, das aber mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten. Der Besitzer, Kellner und Koch in Einem, macht uns auf sein Spezialessen aufmerksam. Chili! Bisher habe ich immer nur Chili-Con-Carne kennen gelernt. Das was er jetzt Ronny und mir serviert, hat damit gar nichts zu tun. Es ist Himmel und Hölle gleichzeitig. Himmel des hervorragenden Geschmacks wegen und Hölle wegen der Schärfe des Gerichts. Wir sind uns beide einig, das war etwas für Muttis Kleinen! Als wir das dem Mann mitteilen strahlt er übers ganze Gesicht. Das bringt ihm dazu, sich an unserem Tisch zu platzieren. Jetzt erzählt er sein Geheimnis, das brauner Zucker und dunkles Bier für diesen bezaubernden Geschmack verantwortlich sind. Nach dem wir noch das eine oder andere Bier genossen haben und die Nacht hereingebrochen ist, machen wir uns in Richtung Zimmer auf dem Weg. Luftlinie 2 Meter! Schlaft gut!
Fr.2.9.2011 – Horseshoe Bend und Weiterfahrt nach Utah
Der Tag beginnt wieder wie so oft mit strahlenden Sonnenschein und tropischen Temperaturen. Wir nehmen auf der Terrasse vor unserem Zimmer ein selbstgebautes Frühstück aus Keksen, Kaffee und Tee. Dann verabschieden wir uns von der Cliff Dwellers Lodge und fahren jetzt zurück in Richtung Navajo Bridge. Kurz nach der Lodge gibt es abermals einen Stand einer Indianerin. Sie verkauft indianischen Schmuck, ein Grund unseren Frauen ein Glücksgefühl zu verschaffen. Nach weiteren Kilometern ist der kleine Ort Marble Canyon mit seinem Postamt mitten in der Prärie die nächste Pause wert.
Die Damen bringen die Post weg und wir fotografieren die schöne Landschaft. Danach fahren wir wieder über die Navajo Bridge und sind nun auf dem Weg zur Stadt Page. Wir erreichen diese und alle Tour-Mitglieder brauchen jetzt etwas Handfestes zum Mittag. Der heimische Burger-Händler hält dafür alle Zutaten bereit und da er der Burger-König des Ortes ist, lassen wir uns nieder. Die Temperaturen im Freien versüßt uns die klimatisierte Luft hier drinnen doppelt so sehr. Kein Wunder das die Amis in diesem Landstrich ständig und überall überdimensionale Eisbrocken in ihren Getränken versenken. Ronny behauptet kurz vor der Stadt ein Schild bemerkt zu haben, was zum „Horseshoe Bend“ führt. Er ist der Meinung das es sich vielleicht lohnen könnte da schnell noch mal vorbei zu schauen. Wir fahren also auf der gleichen Straße wieder aus der Stadt und jetzt sehen wir alle das Hinweisschild. Es geht ab von der Straße und wir landen auf einem Parkplatz. Hier stehen schon einige Autos und es ist ein kommen und gehen. Ein Weg führt abwärts durch Präriegelände und die Sonne steht im Zenit und gibt ihr Bestes. Ich überschlage kurz das Risiko des Verdurstens und schließe mich den anderen Fußgängern an. Nach vielleicht einem Kilometer stehen wir vor einem Postkartenmotiv der Extraklasse. Hoch oben auf einem Felsrand stehen wir, vor uns eine Flusswindung des Colorado River.
Der Fluss windet sich in der Form eines Hufeisens um einen gewaltigen Felsen, der uns direkt gegenüberliegt. Das Wasser hat von hier aus fast eine grünliche Farbe und wir sind alle von diesem Anblick begeistert. Man muss höllisch aufpassen nicht die ca. 100 Meter hohe Felswand hinunter zu segeln, da es hier keine Absperrung gibt. Das Wasser windet sich träge durch die Flussschleife, ein majestätiger Anblick. Jetzt wird es uns langsam zu heiß hier, die Temperaturen sind gewaltig. So machen wir uns an den Rückweg zum Parkplatz. Dieser kleine Marsch hatte es in sich und ich bin froh wieder kühle Luft im Auto zu haben. Nachdem wir gewendet haben und nun vor Page rechts abbiegen, verpassen wir leider ein absolutes Highlight dieser Gegend. Irgendwie haben wir die Hinweise dazu übersehen. Es handelt sich um den Antelope Canyon, für den Fotografen extra aus der ganzen Welt anreisen. In einem ausgespülten Flussbett zwischen Felsen haben sich wunderbare Gesteinsformationen gebildet. Immer wenn die Sonne am höchsten steigt, sendet sie ihre Strahlen senkrecht durch verschiedene Felsenlöscher hinunter in den Canyon. Dadurch entstehen sogenannte Spotlights, die wunderbare Lichteffekte hervorrufen. Wie gesagt das haben wir leider verpasst, vielleicht das nächste Mal. Das alles macht unser Tagesziel in keinster Weise unattraktiver. Es ist nicht mehr weit bis zum Monument Valley. Nochmals geht es über kerzengerade Highways unserem Ziel entgegen. Das Schild „Welcome to Utah“ auf der 163 sagt uns das wir gerade den Staat Arizona hinter uns lassen. Willkommen im 4. Staat unserer Reise. Willkommen Utah!
Direkt hinter dem Grenzschild zieht sich auf der rechten Seite der Monument Valley Park weit in die Prärie hinein. Gigantische Felsentürme stehen verstreut in der Landschaft und wir fahren gleich zum Eingang des Parks. Der Park steht unter Verwaltung des einheimischen Indianerstammes und hier nützt uns zum ersten Mal auf dieser Reise unser National Park Pass überhaupt nichts. Aber der Eintritt ist erschwinglich. Wir haben uns von Ronny alle den National Park Pass besorgen lassen. Er kostet 80 $ für ein ganzes Jahr und genehmigt den Eintritt in alle National Parks in den USA. Da wir insgesamt in 6 National Parks zu Gast sind ist das bei einen Einzelpreis von 25 $ eine lohnende Sache. Hier handelt sich es um ein National Monument. Die gehören nicht zu den National Parks und sind ausgegliedert worden.
Die Sonne wird bald untergehen und so machen wir als erstes eine Menge imposante Fotos. Ein Weg führt hinein in die Prärie um diese wunderschönen Felstürme herum. Den nehmen wir jetzt per Auto in Angriff. Mich wundert das Ulli´s sehr tiefliegender Crown Victoria diese Bodenwellen so gut verkraftet. Unser Ford Edge ist ja eher „hochbeinig“, da hab ich keine Sorge. So schaukeln wir also um die Felsen herum und die Farbspiele der Sonne werden immer beeindruckender. Nach vielleicht einer Stunde Fahrt sind wir wieder am Ausgang des Parks. Wir vermissen jetzt Ronny, der einen anderen Weg gewählt hat. Mit Ulli beobachte ich neben dem Auto stehend, wie eine Indianerin die Ausfahrt mit einer Schranke verschließt und es wird uns Angst und Bange. Nach kurzem Disput mit ihr zeigt sie mir einen kleinen Weg der neben der Schranke vorbeiführt. Sozusagen für Notfälle, wenn es einer verpasst hat rechtzeitig rauszufahren. Letztendlich sind wir wieder alle vereint. Nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Tagesziel Mexican Hat. Das kommt jetzt in Sicht und wir fahren vor das San Juan Inn Motel. Als erstes geht es in die Zimmer im 1. Stock .
Nach kurzem Frischmachen treffen wir uns alle neben dem Motel auf einer Art Picknickplatz. Wir packen unsere Reserven aus und lassen es uns schmecken. Dann gibt es noch das eine oder andere Bier und danach sinken wir alle zufrieden in die Betten. Schlaft gut!
Sa.3.9.2011 – Natural Bridges National Monument Park und Devils Canyon
Nach dem Frühstück werden die Pferde gesattelt, in unserem Fall die Motoren angeworfen. Unser Tagesziel heißt Caineville in Utah. Wir verlassen Mexican Hat und auf der rechten Seite grüßt uns das Wahrzeichen des Ortes von dem es auch den Name bezieht. Ein roter Felsen auf dem horizontal eine runde Steinplatte ruht. Das gibt ihm tatsächlich das Aussehen eines Mexikaners mit Sombrero auf dem Kopf. Der weitere Straßenverlauf führt durch eine riesige Ebene. Direkt vor uns bäumt sich eine enorme Felswand auf und wir unterhalten uns gerade darüber, ob irgendwo ein Tunnel hindurch führt.
Als wir näher kommen sehen wir, dass sich die Straße jetzt in Serpentinen den Berg hoch schlängelt. Es geht ziemlich steil bergauf und kurz vor dem oberen Punkt halten wir in einer Kehre um die Aussicht zu genießen. Man kann hundert Kilometer in die Landschaft blicken. Traumhaft schön. Oben am Berg angekommen stellen wir fest das es sich um ein Hochplateau handelt. Sehr einsam und sehr weit ab vom Schuss ist hier alles. Man könnte es schon als Wildnis bezeichnen. Durch Zufall kommen wir heute noch zu einem Besuch eines weiteren Parks, den wir gar nicht auf der Rechnung haben – den Natural Bridges National Monument Park. Es gibt ein Visitor Center und wir informieren uns was es hier zu sehen gibt. Jenny mit ihrem perfekten Englisch ist da die beste Wahl. Sie fragt einen Park Ranger der freundlich Auskunft gibt. Hier ist ein Rundweg von wo aus man alle Aussichtspunkte per Auto erreicht. Natürlich kann man auch wandern, aber da wir diese Attraktion zusätzlich in das Programm genommen haben, fahren wir lieber um Zeit zu sparen. Nicht schnell genug wie sich erst später raus stellen wird. Auch hier sind die angelegten Wege, Straßen, Parkplätze etc. alles in bestem Zustand.
Die Aussichtspunkte sind sogar Rollstuhlfahrern zugänglich. Da lassen die Amis nichts anbrennen, Respekt. Immerhin befinden wir uns in der absoluten Prärie. Wir bestaunen hier drei verschiedene steinerne Naturbrücken, die das Wasser in Millionen Jahren heraus gewaschen hat. Unsere Damen unternehmen jetzt doch noch eine kleine Wanderung, die sie direkt unter eine dieser Brücken führt. Sie sind nun wieder zurück und weiter geht es. Über die 95 wollen wir jetzt nach Halls Crossing, wo es eine Fahrt mit der Fähre zum anderen Ufer des Lake Powell nach Bullfrog geben soll. Damit sparen wir einen Umweg um dieses riesige Seesystem des Lake Powell, von gut 100 km. Das letzte Stück der Straße führt bergab hinunter zum See. Ein Wärterhäuschen mit Schranke kündigt an, dass wir hier die Fähre bezahlen müssen. Der Kassierer teilt uns jetzt aber sehr gelassen mit, das die letzte Fähre für heute vor 10 Minuten den Hafen verlassen hat. Kurze Zeit gedrückte Stimmung weil wir jetzt einen großen Teil des Weges zurückfahren müssen. Über 100 km.
Um die Stimmung kurzzeitig wieder anzuheben, suchen wir uns einen Rastplatz und machen erst mal ein Picknick. Danach sieht die Welt schon wieder gut aus und wir machen uns an den Umweg. Dieser hat zur Folge das wir nun durch ein landschaftlich wirklich reizvolles Gebiet kommen, was uns sonst entgangen wäre.
Der Teil hier nennt sich Dirty Devils Canyon. Wir blicken von einer Aussichtsstelle hinunter auf die weit verzweigte Seelandschaft. Als wir weiter fahren zieht langsam die Dunkelheit herein und an der Abzweigung des Highways 95 in den Highway 24 erreichen wir den Ort Hanksville. Alle haben eine Pause und etwas zu essen nötig, also Stopp. Hurra! Jetzt wieder einer dieser typischen amerikanischen Läden. Ich liebe es so sehr. Das Klischee wird hier nirgends besser bedient. Stan`s Burger Chack. Lasst euch das auf der Zunge zergehen! Chevron Tankstelle, Burger Laden und gleichzeitig Kommunikationszentrum des Ortes. Vor der Tür stehen Pick Ups und breite Ami-Kisten. Innen die typische Klientel die man immer trifft. Kerle mit Holzfällerhemd und Basecap. Dicke amerikanische Muttis die hier die Speisekarte genau so gut kennen wie das Fernsehprogramm zu Hause. Dieses extrem lässige Englisch, wo ein Londoner sicher auch sehr genau hinhören muss um alles zu verstehen. Die roten Lederbänke , die verchromte Theke. Ich liebe es!!! Hier könnte ich stundenlang hocken und die Leute nur beobachten. Man bekommt eine Nummer die dann irgendwann quer durch den Laden gebrüllt wird. Es kann losgehen. Natürlich wissen wir alle, dass das Zeug was wir essen nicht gerade eine schlanke Hüfte macht. Aber vom Burger grillen verstehen die Leute auf dem Lande hier eine ganze Menge. Außerdem sind wir ja auch den ganzen Tag auf Achse. So lassen wir es uns schmecken. Schade wir müssen leider weiter wenn wir heute noch irgendwann ins Bett kommen wollen. Es geht immer weiter auf der 24 doch nun ist es geschafft. Das Rodeway Inn Motel in Caineville öffnet uns seine Pforten. Ronny und Jenny übernehmen wieder die Formalitäten des Eincheckens und kommen jetzt beide aus dem Büro der Chefin zurück. Sie lachen beide und wir wollen wissen was es Lustiges gab. Jenny hat Tränen vor Lachen in den Augen und sie berichtet.
Die Motel-Chefin ist scheinbar sehr modebewusst aber sie hat wohl nicht so oft hier in der Wildnis die Möglichkeit, sich über die Entwicklung der Mode in den letzten Jahren zu informieren. Ständig hat sie an Jennys Outfits etwas völlig Neues entdeckt und ist dabei jedes Mal in Jubelstürme ausgebrochen. Erst die Fingernägel. Dann die Schuhe, usw. Wahrscheinlich ist sie zu lang nicht rausgekommen aus ihrem Laden. Jedenfalls ist sie über alle Maßen nett, und ihre Kinder auch. Ihr Mann, der so eine Art Hausmeister verkörpert, hat das Aussehen von Reinhold Messner wenn er nach 3 Tagen vom Mt. Everest wieder zurück kommt. Kurzum wie der Urvater der Kelly Family. Aber auch er hat die Fröhlichkeit für sich gepachtet. Die Zimmer sind ausgesprochen groß und schön. Wir schieben alle Stühle die wir finden können zusammen an einem Tisch außen vor den Zimmern auf dem Gang. Alle haben noch Lust die Ereignisse des Tages bei einem kräftigen Schluck zu besprechen. Ich muss sagen es war wieder wunderschön heute. Die Landschaft ist der Knaller! Nun ins Bett!
So.4.9.2011 – Capitol Reef National Park und Fahrt nach Tropic
Das Rodeway Inn hat einen Frühstücksraum. Dort treffen wir uns alle wieder und stärken uns für die heutige Etappe. Wir verlassen Caineville und befinden uns auf der 24 in Richtung Westen. Es geht durch spektakuläre Landschaften. Für mich eines der absoluten Highlights dieser Reise. Aus meinen Gefühl heraus sage ich, Utah ist der landschaftlich reizvollste Staat den wir bis jetzt gesehen haben. Es geht nun ständig durch Gebirge, wo die Farben Rot und Braun überwiegen. Wir begegnen immer mehr amerikanischen Touristen mit ihren überdimensionalen Wohnmobilen. Teilweise haben sie ihre Jeeps etc. im Schlepptau. Einige fahren auch mit Bootsanhängern. Auf der rechten Seite sehen wir jetzt einen Parkplatz für Autos der recht gut belegt ist. Wir zögern nicht und fahren einfach mal mit raus.
Es gibt hier einen Wanderweg zur Hickman Bridge, einer steinernen Felsbrücke. Die Truppe bricht auf. Ich gehe den ersten Teil mit und seile mich hier ab. Dann suche ich mir einen schönen Aussichtspunkt von dem aus ich herrliche Aufnahmen mache. Nach ca. einer halben Stunde sind die anderen von der Brücke zurück. Die Landschaft ist hier spektakulär. Immer weiter die 24 entlang taucht jetzt vor uns auf der linken Seite das Visitor Center des Capitol Reef National Parks auf. Wir schießen ein paar Fotos und fahren dann weiter. Wir befinden uns jetzt im Kernland der Mormonen. Nicht weit von hier in der Hauptsstadt Utahs Salt Lake City ist ihr Zentrum.
Mittlerweile sind wir an einem Abzweig der 24 angekommen. Der Ort heißt Torrey und nach Süden geht hier die 12 ab, die wir nach der Rast weiter fahren werden. Rechter Hand gibt es eine kleine Ansiedlung verschiedener Läden und eine Tankstelle sowie das Days Inn Torrey. Ein Motel von der Art wie wir sie schon kennen. Endlich haben wir wieder mal eine Filiale des gastronomischen Hauptversorgers unserer Reise erreicht. Subway grüßt seine Gäste. Alle haben Hunger, denn es ist Mittagszeit, also nichts wie rein hier! Wir kaufen für alle Sandwichs die wir später an einem schönen Rastplatz essen wollen. Nach dem Einkauf geht es noch in den benachbarten Shop. Hier leiste ich mir ein knallbuntes Getränk was in einem großen Plastikbehälter mit zerstoßenen Eis umhergewirbelt wird. Es handelt sich um geeiste Limonade mit einem geschätzten Zuckeranteil von 99 %. Gewöhnungsbedürftig, aber die Amis haben oft diese Teile in der Hand. Wir verlassen nun erst mal wieder die Zivilisation und biegen südlich auf die 12. Die Landschaft ändert sich nun zunehmend. Braun und Rot verschwindet und macht immer mehr Grün Platz. Leicht bergauf geht es jetzt durch Waldgebiete und teilweise sind wir an unsere Heimat erinnert. Kurzer Halt an einem Aussichtspunkt. Man kann weit in die herrliche Landschaft sehen. Zu uns gesellen sich eine Gruppe amerikanischer Biker, alle auf Harley Davidson unterwegs. Mir fällt ein heute ist ja Sonntag. Da wollen die Einheimischen sicher auch das schöne Wetter nutzen. Ein Stück weiter ist es Zeit unsere Subway Sandwichs zu verputzen. Ein kleiner Weg geht ab zum ausgeschilderten Rastplatz mitten im Wald.
Neben uns steht ein weiß angestrichenes Holzhaus, das Büro des Park Rangers. Neben dem Haus hängen an den Bäumen Plastikbehälter mit einer undefinierbaren Flüssigkeit. Wir erfahren von Ronny das darin Zuckerwasser enthalten ist. Das lockt kleine Vögel ähnlich den Kolibris an. Die heißen hier Humming Birds. Wir beobachten sie wie sie geschickt mit ihrem langen Schnabel die Flüssigkeit absaugen. Witzig! Sie scheinen in der Luft zu schweben. Da wir direkt neben dem Häuschen stehen hören wir jetzt die Stimme des Rangers der im Haus am Schreibtisch sitzt. Er bittet uns mit einem freundlichen „ Come In“ herein. Jenny ist wieder unser Übersetzer. Er will zuerst wissen wo wir her kommen und welche Reise wir unternehmen. Jetzt zeigt er auf die Wand gegenüber. Da hängt eine Weltkarte. Auf ihr sind jede Menge Stecknadeln eingepiekt. Jede dieser Nadel bezeichnet den Punkt des Heimatortes eines Besuchers. Auch wir müssen nun unsere Nadel hineinstecken. Die Deutschen sind mit Abstand das reisefreudigste Volk. Soviel sagt mir seine Karte. Da er uns berichtet hat, dass seine Aufgabe hier völlig ehrenhalber ist, schmeißen wir ihm 5 Dollar in seine Kasse. Er bedankt sich und wünscht uns allen eine gute Reise.
Eine halbe Stunde weiter sehen wir auf der linken Seite einen wunderschönen Flusslauf.
Hier sieht es so aus als sollte man mal am schönen Ufer eine kleine Rast einlegen. Gesagt getan. Wir laufen etwas hin und her am Fluss, solange bis uns Ronny auf ein paar sehr große Fußspuren im Sand aufmerksam macht. Nun haben wir es auf einmal sehr eilig in die Autos zurück zu kommen. Scheinbar ist ein Bär in der Nähe. Die Spuren sehen auf jeden Fall sehr frisch aus. Eindeutig ein Bär. Noch mal Glück gehabt!
Über Escalante erreichen wir nun unser Tagesziel. Hier werden wir zweimal übernachten. Der Ort heißt Tropic und hat sich auf Besucher des Bryce Canyon spezialisiert. Es gibt mehrere Motels , wir sind im Americas Best Value Inn untergebracht. Wieder schöne Zimmer wie schon auf der ganzen Reise. Nach dem Auspacken und Frischmachen gibt es noch eine kleine Ortsbegehung. Ein sehr netter Ort mit den typischen amerikanischen Holzhäusern und einer sehr schönen Kirche. Das Abendessen nehmen wir auf einer Art Balkon im Hotel ein. Abmarsch ins Bett denn morgen geht es früh raus für eine Wanderung. Schlaft gut!
Mo.5.9.2011 – Bryce Canyon
Heute ist Wandertag. Wir haben eine Tageswandertour im Bryce Canyon geplant. Deshalb stehen wir diesmal bereits um 6.00 Uhr am Morgen auf. Direkt neben unserem Motel befindet sich das „Clarke`s Restaurant and Country Market“. Ein sehr schönes Gasthaus. Ich nehme ein American Breakfest was hier ausgezeichnet ist. Die Kellnerin ist extrem nett und so beginnt auch der Tag. Wir steigen in die Autos und fahren nun etwa 5 Meilen bis auf den Parkplatz am Bryce Point.
Das ist einer von mehreren Startpunkten für eine Tour die gleichzeitig auch Aussichtspunkte am Canyonrand sind. Besucher die nicht scharf auf eine Wanderung in den Canyon sind haben hier einen fantastischen Blick hinein in das Gebirge aus rotem Felsen. Von hier aus sieht es aus wie eine riesige Ansammlung von überdimensionalen Strandburgen in roter Farbe. Wir wollen aber heute direkt hinunter steigen in die märchenhafte Welt der Steine. Die Rucksäcke sind geschultert und ab geht die Post. Wir gehen für lange Zeit immer auf dem Navajo –Loop-Trail abwärts. Das Wetter ist perfekt. Strahlendblauer Himmel ohne eine Wolke und angenehme Temperaturen. Wetter , Wasser und Wind haben hier ein wahres Märchenparadies erschaffen. Man fühlt sich erinnert durch die Kulisse eines Phantasie-Films zu wandern. Am Grund des Canyons angekommen geht es nun beständig kurze Strecken auf und ab. Wir haben viel Spaß auf der Tour, alle haben gute Laune. An einer Weggablung treffen wir auf eine Gruppe Menschen, die sich für die Light-Version des Wanderns entschlossen haben.
Auch nicht schlecht! Sie folgen einem Cowboy während jeder auf dem Rücken eines Maultieres sitzt. Kurz danach erreichen wir einen Platz der sich hervorragend für ein anstehendes Picknick eignet. Es ist ein umgestürzter Baumstamm der dekorativ wie eine Bank zum sitzen einlädt. Wir hocken wie Hühner auf die Stange und genießen die Aussicht und unser Picknick.
Nachdem die Rucksäcke leer und die Bäuche voll sind geht es weiter. An einer Wasserstelle vorbei beginnt nun der Aufstieg aus der Schlucht. Der ist nicht ganz ohne und ich bin glücklich den oberen Rand des Canyons wieder erreicht zu haben. Gemeinsam sind wir wieder am Parkplatz eingetroffen. Wirklich eine Super-Tour. Es geht mit den Autos zurück zum Visitor Center. Hier wird ein Film gezeigt der über die Entstehung und anderes Wissenswertes des Bryce Canyons berichtet. Kurz vor dem Eingang zum National Park gibt es eine kleine Ansammlung von Hotels und Geschäften. Hier schauen wir uns noch ein wenig um. Ein Laden bietet Mineralien in allen möglichen Größen und Farben zum Teil auch zu saftigen Preisen. Wir schlendern durch das Geschäft. Auf einmal spricht mich ein Amerikaner an und deutet auf mein T-Shirt. Er meint den Aufdruck auf der Brust worauf steht: Yosemite National Park. Er fragt mich ob wir uns den Park in Natura angesehen haben. Als ich das bejahe meint er dazu: Beautiful Landscape. Er möchte wissen aus welchem Land wir kommen. Als er Deutschland hört, erklärt er mir das er schon einmal Regensburg besucht hat und das Germany ebenfalls beautiful ist. Er wünscht uns noch eine schöne Reise und winkt von weitem auch noch mal zurück. Solche Begegnungen gibt es relativ oft hier. Die Leute sind ständig am kommunizieren das steht fest! Das beste Beispiel während dieser Reise kommt mir gerade in den Sinn. Als wir in San Francisco unterwegs waren, stieg ein Farbiger in die Straßenbahn ein. Der war recht gut gelaunt was ich auf unterstützende Chemikalien oder Naturprodukte zurückführte. Er machte sich lautstark über verschiedenste Dinge des Lebens seine Gedanken. Darauf gab eine andere Mitfahrerin einen Kommentar ab, der die ganze Bahn zum lachen brachte. Kurze Zeit später hatten sich mindestens die Hälfte aller Passagiere an dem Disput beteiligt. Man sah ringsum lachende Gesichter und ich vermute, jeder nahm einen Teil dieser positiven Stimmung mit in den Rest seines Tages. Einfach herrlich! Soviel dazu.
Als wir jetzt wieder aus dem Mineraliengeschäft raus sind sehen wir eine echte Überraschung. Mitten neben der Straße steht das Urgestein der DDR-Autoindustrie geparkt.
Ein Trabi. An der Aufschrift erkennen wir, dass dieses Gefährt einmal einem Herren gehörte der auf den Name Drehorgel-Rolf hört. Irgendwann hab ich mal eine Reportage im Fernsehen gesehen . Dieser Typ ist mit dem Auto schon in den verschiedensten Teilen der Welt gewesen. Auch in Indien. Scheinbar hat es hier mitten in Utah den Geist aufgegeben. Zurück im Hotel werfe ich mich erst mal aufs Bett um mir die Eindrücke des Tages nochmals zurück zu holen. Drüber schlafe ich ein. Sybille kümmert sich zur selben Zeit um die Wäsche. Die Fleißige! Sybille weckt mich, es ist Zeit Clarks Restaurant einen Besuch abzustatten. Das Abendessen ist hervorragend und die Bedienung ist es auch. Mittlerweile sind wir gute Bekannte, da wir ja schon das zweite Mal hier speisen. Das wird positiv registriert und mit besonders guten Service belohnt. Für den Rest des Abends haben wir uns wieder die einzig freien Tische auf dem Balkon des Motels reserviert und wir lassen den Tag mit Getränken und guter Laune ausklingen. Ab ins Bett jetzt!
Di.6.9.2011 – Fahrt zum Zion National Park
Wir treffen uns wieder vor dem Motel und es geht rüber zu Clarks. Noch einmal so ein traumhaftes Frühstück. Die Frauen essen Pfannkuchen mit Obst und wir Männer arbeiten uns wieder durch das American Breakfest mit Schinken, Ei und Bratkartoffeln. Am Nachbartisch sitzen 2 Männer so um die 60 und zwei jüngere ca. 30 Jahre alt, auch aus Deutschland. Ich bekomme ihr Gespräch mit. Es sind zwei Väter jeweils mit ihren Söhnen und machen eine ähnliche Tour wie wir gemeinsam auf dem Motorrad. Coole Idee find ich. Wir sind nun zurück im Motel und packen wieder alles in die Autos. Abreise. Vorbei an unserem alten Trabi geht es zum Abschluss nochmals zum Rand des Bryce Canyon. Wir fahren diesmal bis zum Ende an den Rainbow Point. Ein letztes Mal werden Fotos geschossen und wir nehmen schweren Herzens Abschied von dieser wundervollen Landschaft.
Zurück auf der 12 machen wir noch mal am Red Canyon eine kleine Rast. Es gibt einen Rastplatz mit Toilette hier und die Damen haben es eilig. Immer die 89 südlich geht es jetzt ein paar Stunden lang. Vor uns wieder mal so eine Ansammlung aus Motel, Tankstelle und Restaurant. Wir sind am Abzweig zur Route 9 in Mt. Carmel Junction. An der Shell Tankstelle werden die Benzinvorräte erneuert. Direkt daneben, Gott sei es gedankt, eine Subway-Filiale. Nach dem wir uns mit Food-Long-Sandwichs eingedeckt haben machen wir hinter dem Subway an einem Tisch im Freien erst mal ein ausgedehntes Picknick.
Eine wahrscheinlich vormals langweilige Außenwand wurde von einem Künstler mit Motiven aus dem Indianerleben bemalt. Ei gutes Motiv für Fotos. Wir brechen jetzt auf und fahren wenige Kilometer zum Eingangstor des Zion National Parks. Die üblichen Formalitäten sind schnell erledigt. Es gibt auch wieder Infomaterial komplett in deutscher Sprache. Als erstes kommen wir an einen kegelförmigen Berg, ziemlich groß, überzogen mit schachbrettartigen Linien. Sehr seltsam aber sehr dekorativ. Direkt vor uns ist eine vierköpfige Truppe Biker mit Harley Davidson und Gold Wings unterwegs. Später müssen wir an einer Tunneldurchfahrt halten. Es wird immer wechselseitig durch den Berg gelassen. Da höre ich die Sprache der Motorradfahrer. Es sind Russen. Die Welt hat sich verändert. Russische Touristen auf amerikanischen Bikes mitten in den USA. Lustig!
Der Park ist landschaftlich grandios. Innerhalb verkehren Elektrobusse mit Anhänger und Solarzellen auf dem Dach. Sehr umweltschonend. Sie verkehren in regelmäßigen Abständen zu allen Haltestellen im Park. So wird der Autoverkehr automatisch verringert. Gute Idee. Heute benutzen wir den National Park nur zur Durchfahrt. Am anderen Ende in Springdale verlassen wir ihn wieder. Aber zuvor kann sich ein Teil der Truppe nicht mehr bremsen, bei so viel Aussicht auf Berge. Ronny und die Frauen suchen sich einen kleinen Trail aus und gehen für 1 Stunde noch mal auf Wanderschaft. Ulli und ich machen es uns vor einem Supermarkt am Tisch bequem. Zwei Bier helfen uns über die Wartezeit. Jetzt sind alle zurück und wir fahren weiter bis nach Hurricane. Hier erreichen wir das Tagesziel . Wir schwenken auf den Parkplatz unseres Super 8 Motels. Hurra geschafft. Wieder ein sehr schönes Motel mit angenehmen Zimmern. Nach dem Auspacken der Sachen und dem Frischmachen treffen wir uns mit den Zutaten für das Abendessen am Pool. Wir stellen Stühle und Tische zusammen und lassen es uns gut gehen. Der Abend klingt gemütlich aus und wir verabschieden uns auf die Zimmer. Schöne Träume!
Mi.7.9.2011 – Wanderung zum Virgin River
Heute ist Treff zum Frühstück um 9.00 Uhr. Der Frühstücksraum ist hier etwas knapp bemessen. Im Raum befinden sich amerikanische Teenys und dementsprechend sieht es hier auch aus. Nicht jeder von uns bekommt einen Platz zum essen und ich suche nach einer besseren Lösung. Meine Mitstreiter finden es scheinbar schön im Stehen ein seltsames Frühstück aus Eierkuchen und Muffins zu verdrücken. Ich nicht! Deshalb verlasse ich dieses Schlachtfeld und schau mich mal in der Nachbarschaft um. Direkt neben dem Motel gibt es eine Tankstelle mit integriertem Burger King. Ich bin erhört worden und bestelle mir ein Frühstück de Luxe. Da der Laden völlig leer ist bekomme ich sehr schnell mein Essen. Jetzt tun mir die Mitreisenden leid. Aber sie wollten es so. Gegen 10.00 Uhr Abschied in Hurricane. Den Rest der Tage im Zion National Park werden wir im Best Western Zion Inn wohnen. Eines der besten Hotels auf der gesamten Reise. Es geht nun vorbei an einer Art Freiluftmuseum im Western Stil. Der Ortsrand von Springdale ist erreicht. Ein sehr ansehnlicher Ort mit vielen Restaurants und Läden. Rechts biegen wir auf dem Parkplatz des Zion Inn ein.
Ronny erledigt wie immer das Einchecken und verteilt die Zimmerschlüssel. Wir haben ein Zimmer mit Blick auf den Pool. Wieder mal riesige King Size Betten. Da kann man sich wohlfühlen. Jetzt treffen wir uns alle vor dem Hotel zur Abfahrt in den National Park. Direkt am Visitor Center stellen wir die Autos auf dem Parkplatz und steigen in den Elektrobus. Der fährt nun links vom Haupttal ab und bringt uns zur Zion Lodge. Das ist im Grunde ein Mehrzweck Gebäude mit Restaurant, Souvenirladen, öffentlichen Toiletten und so weiter. Außerdem ein Ausgangspunkt für eine Anzahl von Wanderwegen. Auch wir starten von hier aus. Wir haben uns den Weg zum Emerald Pool ausgesucht. Gegenüber der Lodge überschreiten wir eine kleine Brücke. Der Bach heißt Virgin River und ist zu den unterschiedlichen Jahreszeiten sehr wechselhaft in seiner Größe. In Broschüren wird auch vor Sturzfluten gewarnt, wenn er innerhalb kurzer Zeit durch Regen zu einen reißenden Fluss verändert. Heute fließt er ziemlich zahm daher. Immer leicht bergauf an einer Felswand kommen wir unserem Ziel näher. Jetzt läuft Wasser hoch über unseren Köpfen den Felsen hinunter. Es sieht aus wie ein Vorhang aus Wassertropfen und in der Sonne bilden sich Regenbögen. Ein schönes Fotomotiv.
Die Landschaft erinnert hier sehr stark an unsere Alpen. Wir müssen noch ein Stück weiter nach oben und die Sonne brennt unbarmherzig auf uns hinab. Der Emerald Pool ist erreicht. Ein kleiner Bergsee in sehr schöner Lage umringt von Bäumen und Felswänden. Ein Platz ideal für unser Picknick. Das finden auch noch andere Touristen und so mampfen wir gemeinsam unser Essen. Auf dem Abstieg trenne ich mich von der Truppe und gehe auf einem anderen Pfad zurück zur Zion Lodge. Dort bin ich als erster angekommen und sterbe fast vor Durst. Also rein in den Souvenirladen die auch gekühlte Getränke bereithalten. Ich stehe in der Schlange und schaffe es fast nicht mich zu beherrschen. Die eiskalte Coke in meiner Hand will unbedingt durch meine Kehle aber ich muss warten bis ich dran bin. Jetzt ist es vollbracht und ich such mir ein schattiges Plätzchen vor der Lodge. Vorsichtshalber hab ich mir gleich zwei Literflaschen geholt und eine ist schon förmlich in der Kehle verdampft. Nach ungefähr 20 Minuten trifft die Verwandtschaft ein. Wir warten an der Bushaltestelle und steigen in den nächsten Bus der uns wieder zum Visitor Center bringt. Gegen 15.00 Uhr sind wir wieder im Hotel und ich werfe mich erst mal unter die Dusche und mach dann noch ein kleines Schläfchen. Sybille ist an den Pool gegangen, da ist es mir eindeutig zu heiß. Gegen 18.00 Uhr laufen wir alle gemeinsam durch Springdale. Der Ort kann sich sehen lassen. Es gibt eine Reihe von schönen Kunstgewerbeläden und Boutiquen. Ein Restaurant im mexikanischen Stil lädt uns ein. Wir nehmen auf der überdachten Terrasse Platz, die abendlichen Temperaturen sind sehr angenehm. Die nette mexikanische Bedienung bringt erst mal Margaritas und andere erfrischende Getränke. Man sitzt hier sehr schön und kann das abendliche Flair des Ortes beobachten. Wir lassen uns auch noch mexikanische Leckerein wie Taccos und anderes schmecken. Zurück im Hotel sitzen wir alle gemeinsam in der Außenanlage und lassen den Tag mit Gesprächen und Trinken zu Ende gehen. Schlaft schön!
Do.8.9.2011 – Wanderung zur „The Narrows“ Schlucht
Heute morgen soll das absolute Highlight unserer Reise starten. Eine extreme Wandertour durch den hinteren Teil der Schlucht die der Virgin River in das Gebirge geschnitten hat. Es ist ein Trail der besonderen Art und sein Name ist „The Narrows“. Übersetzt soviel wie „Die Enge“. Das rührt daher das sich auf einem Großteil der Strecke die gegenüber liegenden Felswände sehr nahe kommen. Das hat wiederum zur Folge, dass der Wanderweg plötzlich nicht mehr vorhanden ist, da der Virgin River das gesamte Areal zwischen den Felswänden in Anspruch nimmt. Was wiederum zur Folge hat das man mindestens 50 % der Strecke durch den Fluss laufen muss. Ein echtes Abenteuer. Gestern haben wir ausgemacht das wir uns 5.25 Uhr an der Bushaltestelle treffen. Das Problem ist nur, wir wachen erst 5.35 Uhr auf. Die anderen sind weg und wir haben Panik. Also schnell Morgentoilette, rein in die Klamotten, Rucksack drauf und los geht es. Wir wollen schnell Zeit aufholen deshalb fahren wir mit dem Auto zum Visitor Center des Parks. Wir müssen noch 10 Minuten warten bis der Bus abfährt, dann geht es los.
Der freundliche Busfahrer erklärt den nur 5 Leuten im Bus, einschließlich uns, die Landschaft. Kurz vor der Zion Lodge befinden sich 4 Rehe direkt neben der Fahrbahn. Sie sind nicht sehr scheu. An der vorletzten Haltestelle im Tal steigen wir aus. Es ist noch früh am Morgen, deshalb hat Ronny den Start auf diese Zeit gelegt. Er hat die Tour schon im Vorjahr gemacht und wusste, das später am Tag diese Strecke eine Menge ihres Reizes verliert. Das liegt daran das man dann nicht mehr allein läuft, dann befinden sich Touristenströme hier. Wir sind nun auf dem Narrows Riverside Walk. Hier beginnt der Einstieg in den Fluss. Am Ufer stehen so an die 100 Wanderstöcke und wir nehmen uns jeder zwei Stück. Am Ende stellt man sie dann wieder ab. Da der Trail eine Sackgasse ist kommt man den gleichen Weg auch wieder zurück. Das Waten durch den Fluss ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Erstens kaltes Wasser, woran man sich aber nach und nach gewöhnt. Zweitens, man muss versuchen mit den Stöcken die richtige Balance zu finden. Im Wasser tragen wir Turnschuhe. Das ist die beste Lösung. Wir genießen die Stille der Natur und keine 10 Minuten später sehen wir vor uns eine einsame Gestalt. Wir erkennen darin Ulli der eigentlich schon wieder auf dem Rückweg ist. Er kommt uns entgegen und nun sehen wir auch warum. Wir können jetzt um eine Felsbiegung sehen und dort befindet sich der Rest der Gruppe. Sie sind soeben an einer Stelle angekommen wo das Wasser tatsächlich bis in Brusthöhe reicht. Das ist für Ulli´s Geschmack etwas zu abenteuerlich und er tritt freiwillig den Rückzug an. Wir schließen zur Gruppe auf und durchqueren das tiefe Stück mit den Rucksäcken auf dem Kopf. Diese Schlucht bietet fantastische Ausblicke und die Felswände haben ein Farbspiel was beeindruckt. Das einzige Ärgernis , die Sonne steht noch nicht so hoch das sie in die Schlucht herein scheint. Deshalb ist es anfangs empfindlich kühl. Das kalte Wasser tut noch sein übriges dazu. Aber Indianer kennen bekanntlich keinen Schmerz.
Nach kurzer Zeit kommen uns jetzt ein Rudel Rehe, ungefähr zehn Tiere entgegen. Links und rechts sind Felswände und ich mache mir Gedanken wie wir wohl aneinander vorbeikommen. Es funktioniert. Wir gehen ganz links an der Wand, die Rehe ganz rechts. Zwischen uns sind keine zehn Meter Platz. Wer jemals in diese wunderbare Landschaft kommen sollte, für den ist diese Tour ein absolutes Muss! Keine Minute vergeht ohne das wir irgend ein schönes Detail sehen. Jetzt machen wir aber erst mal an einer geeigneten Stelle ein Picknick. Die Nahrungsmittel werden ausgepackt und wir lassen uns nieder. Nach ungefähr 3 Stunden Marsch immer wieder durch das Wasser verlassen uns unsere Damen. Bettina, Sybille und Jenny drehen um. Es ist ihnen momentan ziemlich kalt geworden und sie haben beschlossen zurück zu gehen. Wir verabschieden uns von ihnen, den wir wollen unbedingt noch weiter in die Schlucht. Jetzt bin ich mit Ronny allein. Wir gehen noch eine Stunde weiter bis auch wir uns zum Rückweg bereit machen. Wir waren den kompletten Hinweg ohne fremde Wanderer unterwegs. Aber ab der Hälfte des Rückweges kommen uns erst vereinzelt und dann nach und nach immer mehr Leute entgegen. Also war es die richtige Wahl heute früh so zeitig zu starten. Kurz vor der tiefen Stelle von heute früh erreichen wir wieder unsere Mädels. Das letzte Stück meistern wir noch gemeinsam und stellen unsere Wanderstöcke wieder am Rand des Flusses ab.
Wir sind alle wieder im Hotel angekommen. Während Sybille ein paar Runden im Pool dreht, gehe ich auf Nahrungssuche in der Nachbarschaft. Ich finde das „Flying Monkey“, genau das was ich jetzt brauche. Der Laden ist komplett leer und ein kaugummikauendes Girl langweilt sich mit aufgestützten Armen auf dem Tresen. Jetzt ist sie froh über die Abwechslung und das gut geprobte Lächeln stellt sich ein. Ich gebe nach Studium der Speisekarte meine Bestellung auf. Für mich einen Hamburger und für Sybille einen Salat. Sie nimmt alles entgegen und gibt es an den ebenfalls bisher gelangweilten Koch weiter. Da alles frisch zubereitet wird, hab ich eine Weile Zeit und setzte mich an einen Tisch und schaue dem Fernseher zu. Da läuft gerade mal wieder ein Nascar-Autorennen. Das ist hier ziemlich beliebt und auch die Kellnerin schaut zu, da sie im Moment wieder arbeitslos ist. Ich wundere mich langsam, dass die Bestellung immer noch auf sich warten lässt. Aber in der offenen Küche herrscht immer noch Betriebsamkeit. Was macht der Kerl nur so lange? Nun biegt er mit strahlenden Lächeln um die Küchenecke und präsentiert sein Kunstwerk. Was mich noch mehr wundert ist die ziemlich große Warmhalteschachtel. Ich wollte doch nur einen Hamburger plus Salat. Ich verabschiede mich und vor der Tür schau ich mal vorsichtig in die Zauberkiste. Hilfe! Ein Mega Burger, eine Portion Pommes und Salat. Zusätzlich der Salat für Sybille. Die Portionen sind den hiesigen Verhältnissen angepasst und wir teilen uns das Paket im Hotel. Abends holt Ulli und Ronny im gleichen Laden eine große Pizza und wir lassen es uns bei Wein im Außengelände des Hotels noch einmal richtig gut gehen. Was für ein Tag! Gute Nacht!
Fr.9.9.2011 – Wieder zurück nach Las Vegas
Um 10.00 Uhr ist Treff und wir fahren ein Stück bis zum Cafe Soleil. Hier nehmen wir unser Frühstück und sehen den riesigen Hunden der Chefin zu. Immer wenn sie die beiden auf die Ladefläche ihres Jeeps verfrachtet hat und noch etwas aus dem Haus holen will gehen die zwei wieder stiften. Wir essen auf und verabschieden uns vom Zion National Park. Es war wunderschön hier. Über den Interstate Highway 15 geht es nun in Richtung Landesgrenze nach Nevada. Kurz davor halten wir noch mal an einem Rastplatz in St. George. Es wird getankt und die Hitze ist wieder beachtlich. Weiter geht es und nun sehen wir im Dunst der Mittagshitze in der Ferne wieder die bekannte Skyline von Las Vegas. Wir kommen durch die Außenbezirke mit ihren Gewerbegebieten und machen in einem Panda Express Mittagspause. Das heißt Ronny und ich. Die anderen gehen zu Subway. Zurück zu den Autos und rein ins Vergnügen. Das heißt jetzt, Fahrt in die Innenstadt. Da wir noch nicht den Weg zum Flughafen kennen und wir dort morgen die Autos zurückgeben , suchen wir heute schon mal den besten Weg dahin. So kann morgen nichts schief gehen. Wir finden das riesige Terminal wo nur Autos übernommen oder zurückgegeben werden. Die Anlage ist ungefähr so groß wie ein Hauptbahnhof einer deutschen Großstadt. Aber das System ist simpel. Bei der Abgabe der Mietwagen fährt man in ein Parkhaus und jede der einzelnen Vermietfirmen belegt ein Stockwerk.
Nun wieder zurück in die City. Wir kommen am Hotel an aber nach einiger Zeit steht Ronny wieder vor der Tür. Das Hotel hat Überbuchungen und so sind wir auf ein Ausweichquartier umgebucht worden. Nachdem Ronny etwas nachgeholfen hat, gibt es für uns zum Abschluss der Reise noch mal richtigen Luxus. Wegen der Umstände des Umzugs haben sich die Betreiber nicht lumpen lassen. Es gibt ein Upgrade auf eine Qualitätsstufe höher und wir landen nun im Club de Soleil All-Suites Resort Las Vegas. Der Club befindet sich an der Tropicana Avenue etwa 10 Autominuten abseits von Downtown. Nach dem wir alle unsere Schlüssel in Empfang genommen haben , wuchten wir unser Gepäck in den 1. Stock. Tür auf! Tata! Mein Gott! So kann man also auch wohnen. Nicht schlecht Herr Specht. Ich unternehme erst mal mit Sybille einen Rundgang durch die Suite. Es gibt eine großzügige Küchenzeile mit allen erdenklichen elektrischen Geräten. Das Wohnzimmer ist sehr elegant mit einen echten Kamin. Der Balkon ist zwar gut gemeint aber nur für Leute aus Zenralafrika geeignet. Temperaturen von über 40 ° C schätze ich. Das Schlafzimmer ist überdimensional und im Schrank versteckt sich auch noch ein zweiter Fernseher. Das Bad ist regelrecht luxeriös, mit Jacuzzi und zwei Waschbecken, Bidet und was weis ich noch allen ausgestattet. Selbst eine Waschmaschine gehört hier dazu. So hab ich bisher noch nie übernachtet. Ganz ehrlich. Schade ist nur das wir es nicht so richtig nutzen können , da wir morgen leider zurück fliegen. Hier drin würde ich gern mal 3 Wochen Urlaub machen.
Nach dem Frischmachen und Auspacken nimmt sich Ulli der Frauen an. Sie wollen noch verschieden Einkäufe in Las Vegas machen. Ich mache mit Ronny einen Treff in einer Stunde aus. Wir fahren mit dem hoteleigenen Shuttlebus in die City und wollen es uns noch etwas gut gehen lassen. Wir ziehen kreuz und quer durch mehrere Casinos. Machen ein paar Spielchen und amüsieren uns prächtig. Am Ende landen wir im New York –New York Hotel und dort treffen wir uns vor dem Coyote Ugly mit dem Rest der Mannschaft. Wir haben nun alle Hunger und checken im New York Casino direkt in ein italienisches Restaurant ein. Der Kellner entspricht allen Klischees eines Italiener. Geölte Haare, respektable Haltung und das typische Südländer Flair. Wir amüsieren uns hier sehr gut und das Essen ist hervorragend. Im Anschluss unternehmen wir noch einen Bummel quer über den neuen Strip und dann geht es wieder mit dem Shuttlebus zurück ins Nobel Hotel. Zum Glück, denn ich bin nun ziemlich erledigt. Kein Wunder, es war wieder ein ereignisreicher Tag. Die letzte Nacht in Amerika. Schlaft gut!
Sa.10.9.2011 – Bye Bye Amerika
Der letzte Tag! 4 Uhr ist Treff an den Autos und es geht durch ein frühmorgendliches Las Vegas. Es gibt ruhigen Autoverkehr und wir sind schnell an der Vermietstation. Der Abschied von meinen Ford Edge fällt mir nicht so leicht, wird mir aber sehr leicht gemacht. Wir fahren auf die Etage unseres Vermieters. Die Firma heißt wie die Währung hier im Land. Ulli fährt vor mir und hält nun an. Ein Mitarbeiter nimmt die Autopapiere entgegen. Dann räumt er das Gepäck aus den Kofferraum bedankt sich und das war es. Weltrekord! Bei mir wiederholt sich der Vorgang, genauso in Windeseile. Keine Kontrolle des Fahrzeuges. Nix! Immerhin ist das Auto über 3.000 km unterwegs gewesen. Das hat hier etwas von einen Boxenstop bei der Formel 1. Ok! Damit können wir leben. Wir verabschieden uns von Jenny und Ronny deren Flug schon eher zurück nach San Francisco geht. Es fällt uns nicht einfach aber für Ulli und Bettina ist es noch schlimmer. Schließlich sind es ihre Kinder. Aber die Zeit des Wiedersehens ist ja nicht so lang. Zu Weihnachten kommen beide nach Deutschland zu Besuch. Jetzt sind wir wieder im Urzustand wie am Anfang unsere Reise – zu Viert.
Wir haben noch Zeit bis zum Abflug und vertreiben uns hier am Mc Carran International Airport die Zeit. Es gibt eine Menge Geschäfte und die letzten Fotos werden geschossen. Selbst hier in der Abfertigungshalle gibt es eine Menge Spielautomaten. Wir sind eben in Las Vegas. Unser Flug hat leichte Verspätung aber irgendwann sitzen wir auf unseren Plätzen. Wir haben unvergessliche Eindrücke von 23 Tagen im Gepäck . Wir fliegen wieder über Dallas zurück. Diesmal klappt das Umsteigen perfekt. Wieder im Schoß der American Airlines geht es übers große Wasser und irgendwann sehe ich das erste Fischerdorf aus der Luft. Wir sind an der Westküste Irlands angekommen und Europa hat uns wieder zurück. Bei der Landung in Frankfurt geht es ziemlich rumplig zu als wir durch dicke Wolken fliegen. Durch den Zoll und raus vor den Flughafen. Unser Shuttlebus kommt und bringt uns zum Auto von Ulli. Hier gibt es noch die letzte abschließende Geschichte. Wir bekommen das Auto zurück und kurz hinter Frankfurt fahren wir an die erstbeste Raststätte für ein Frühstück. Ich sehe Spiegelei auf der Karte und frage die Mitarbeiterin, ob ich das Ei eventuell auch als Rührei bekommen könnte. Sie schaut mich äußerst gelangweilt an und meint dann: Nee, dann wäre es ja kein Spiegelei. Jetzt weiß ich es definitiv. Wir sind zurück zu Hause. Amerika, ich vermisse dich jetzt schon.
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