Im heutigen Reisebericht möchte ich von unserer Nilkreuzfahrt im letzten Herbst berichten. Aufgrund der aktuellen politischen Lage, ist der Preis für eine solche Kreuzfahrt recht niedrig. Da wir relativ kurzfristig gebucht hatten, haben wir sogar noch ein wenig vom „Last Minute“ profitiert. Den Flug nach Luxor haben wir günstig über die Flugsuche bravofly.de gebucht.
Wir landeten am frühen Abend in Luxor. Im Oktober liegen die Temperaturen dort auch zu dieser Tageszeit noch immer im angenehmen Bereich um die 20 Grad Celsius. Die Einreise verlief sehr unproblematisch und auch die Kofferabfertigung war schnell erledigt. Mit dem Bus wurden wir dann zu den Anlegestellen am Nil gebracht. Unser Kreuzfahrtschiff lag in erster Reihe und überraschte uns mit wesentlich luxuriöserem Inneren, als wir erwartet hatten. Neben einem schön eingerichteten Restaurant gab es eine Bar im Inneren des Schiffes. Dazu ein Souvenirladen und auf dem Sonnendeck eine weitere Bar und eine ganze Reihe von Liegen und mehrere Diwane. Darüber hinaus lud ein kleiner Pool zum Entspannen ein.
Natürlich sind Nilkreuzfahrtschiffe wesentlich kleiner als die Kreuzfahrtschiffe, mit denen man zum Beispiel auf dem Mittelmeer unterwegs ist. Die Kabinen, durchweg Außenkabinen, waren klein, aber sehr bequem eingerichtet. Nachdem wir unsere Kabinen bezogen hatten, machten wir noch einen Spaziergang im Hafen von Luxor. Doch da am nächsten Morgen schon früh der Wecker klingeln sollte, begaben wir uns dann relativ früh zu Bett.
Der Tempel von Karnak – das erste große Wunder dieser Reise
Um sechs Uhr wurden wir am nächsten Morgen geweckt. Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden wir im Bus zu den Tempelanlagen von Luxor und Karnak gefahren. Der Luxortempel war beeindruckend, vor allem die gut erhaltene Ramses Statue. Dabei war es gut, dass die Besichtigung mit dem Luxortempel begann, denn neben dem, was wir dann zu sehen bekommen sollten, verblasste alles andere. Die Tempelanlage von Karnak sucht weltweit ihresgleichen. Die vierzig Meter hohen Säulen in der gut erhaltenen Säulenhalle, die heute allerdings kein Dach mehr hat, lassen den Besucher wie ein Sandkorn erscheinen. Die eindrucksvollen Hieroglyphen und Bilderfolgen an den Wänden taten ihr Übriges, um uns in den Bann der Geschichte zu ziehen. Der heilige See und die restliche Tempelanlage rund herum boten noch eine Menge weiterer Eindrücke, sodass wir voller Vorfreude auf das, was uns in den nächsten Tagen erwarten sollte, wieder an Bord gingen.
Am Abend passierten wir die Schleuse bei Esna. Ein kleines Abenteuer war es, hier mit den schwimmenden Händlern zu verhandeln. Kleine Ruderboote näherten sich den wartenden Kreuzfahrschiffen und boten Waren wie Kleidung, Wasserpfeifen und Ähnliches an. Konnte man sich auf einen Preis einigen, wurde die Ware einfach an Bord geworfen und man musste das Geld zu dem wesentlich kleineren Boot hinabwerfen.
Edfu und Kom Ombo – Götterwelt und Wissenschaft
Während der Nacht erreichte das Kreuzfahrtschiff Edfu. Hier fuhren wir am nächsten Morgen in kleinen Kutschen, jeweils zu zweit, zum Tempel des Gottes Horus. Dieser Tempel stammt aus einer wesentlich späteren Epoche als der Karnaktempel, was auch an dem Stil der Hieroglyphen zu erkennen war. An den Wänden der gut erhaltenen Tempelanlage wurde die Legende von Horus, dem Gott mit dem Falkenkopf, wiedergegeben. Nach diesem Ausflug in die altägyptische Götter und Sagenwelt ging es mit dem Schiff weiter nach Kom Ombo.
Hier besichtigten wir am nächsten Tag den Tempel der Götter Sobek und Haroeris. Dieser war fußläufig von der Anlegestelle aus zu erreichen. Auch wenn er wesentlich weniger gut erhalten war, als der Horustempel, hatte er eine Menge erstaunlicher Dinge zu bieten. Zum Beispiel wurden in Kom Ombo im Rahmen der Ausgrabungen des Tempels mehrere mumifizierte Krokodile gefunden. Darüber hinaus war dieser Tempel einer der Orte, an denen die Priester die Höhe der Nilschwemme gemessen haben, um so ihre Schätzungen für die zu erwartende Ernte und die dafür zu erhebenden Steuern abzugeben. Besonders interessant waren die verschiedenen Wandverzierungen, die medizinische Instrumente und Behandlungsarten darstellten. So konnten wir einen Eindruck von den Fähigkeiten der alten Ägypter auf dem Gebiet der Medizin gewinnen.
Assuan – die „Nubische Perle“
Am Abend erreichten wir Assuan, die südlichste Großstadt Ägyptens. In Assuan, das von den Ägyptern auch „Nubische Perle“ genannt wird, leben mehr Nubier als Ägypter. Die Menschen haben eine etwas andere Mentalität, sind auf den Märkten nicht ganz so aufdringlich, dafür aber wesentlich herzlicher als die Menschen im Norden des Landes.
Den Abend nutzten wir für einen Spaziergang über den Basar in Assuan. Hier findet man von Gewürzen über Wasserpfeifen, Kleidung, Obst, Gemüse und allerlei Mitbringsel für Touristen alles, was das Herz begehrt. Auf Empfehlung des Ägypters, der uns auf der Nilkreuzfahrt als Fremdenführer begleitete, ließen wir den Abend im „Nubischen Teehaus“, einem Teehaus auf einem Berg oberhalb der Stadt, ausklingen. Der Ausblick auf den Nil in die Lichter der Stadt Assuan getaucht war wunderschön.
Am nächsten Morgen erwartete uns eine Fahrt mit dem Bus zum Assuan Staudamm. Dieser Staudamm ist einer der größten Bauten der ägyptischen Neuzeit und versorgt einen Großteil des Landes mit Elektrizität. Danach besichtigten wir einen unvollendeten Obelisken in einem antiken Steinbruch und fuhren dann mit einem Boot zu einer Insel im Stausee, auf welcher der Philae-Tempel zu finden war. Am Nachmittag ging es wiederum mit dem Boot auf die Insel Elefantine, wo wir ein nubisches Dorf besuchten. Dabei durften wir auch das Haus einer nubischen Familie besichtigen.
Abu Simbel – ein doppeltes Wunder
Am folgenden Tag stand das absolute Highlight dieser Kreuzfahrt auf dem Plan: eine Fahrt nach Abu Simbel. An diesem Morgen wurden wir bereits gegen drei Uhr geweckt. In einem Konvoi mit mehreren Bussen und Polizei- bzw. Armee-Eskorte ging es dann mehrere Stunden durch die Wüste, bis wir die beiden Tempel von Abu Simbel am anderen Ende des Stausees erreicht hatten. Diese Tempel sind gleich in zweierlei Weise einmalig. Erstens ist es erstaunlich, was die Menschen zur Zeit Ramses des Großen mit ihren Werkzeugen und Techniken in den Stein eines Berges hineinbauen konnten. Zweitens muss man wissen, dass die beiden Tempel von Abu Simbel als der Stausee angelegt wurde, überschwemmt worden wären, wenn man sie nicht gerettet hätte. Also hat man die Tempelanlagen an ihrem ursprünglichen Platz auseinandergenommen und sie etwas weiter oben, oberhalb der Wasserlinie, wieder zusammengesetzt. Traurigerweise konnten nur wenige Kulturgüter gerettet werden. Weite Teile der nubischen Kultur versanken im Stausee.
Wieder in Assuan angekommen besuchten wir die Lord-Kitchner-Insel, wo wir eine Weile im Botanischen Garten spazieren gingen.
Der folgende Tag stand ganz im Zeichen der Entspannung. Das Kreuzfahrtschiff fuhr den Nil wieder hinab, zurück nach Luxor. Also machten wir es uns an Deck in der Sonne bequem und ließen die Ufer des Nils an uns vorbeitreiben. Dabei ließen wir das Gesehene auf uns wirken und bereiteten uns auf das vor, was uns noch erwartete.
Das Tal der Könige
Während der Nacht kamen wir wieder in Luxor an, wo uns am nächsten Morgen ein Bus ins Tal der Könige brachte. Drei Gräber durften wir besichtigen. Dabei konnte man das Grab, welches man besichtigen wollte, selbst wählen. In den Gräbern war das Fotografieren verboten, aus Angst vor den Schäden, die dadurch verursacht werden könnten. Das Grab des Tutanchamuns war leider geschlossen, eine Besichtigung hätte ohnehin noch einmal einen zusätzlichen Eintritt gekostet. Die drei Gräber, die wir sahen, hätten unterschiedlicher nicht sein können. Das Erste bestand nur aus einer sehr steilen Treppe, die in einen kleinen quadratischen Raum hinabführte. Hier unten stand ein Sarkophag. Die Wände waren mit den typischen Wandbemalungen aus dem Totenbuch der alten Ägypter versehen. So sollte dem Toten der Übergang in das Leben im Jenseits erleichtert werden. Das zweite Grab war wesentlich größer. Es bestand aus einer ganzen Reihe von Räumen und einer großen Halle, in der Wand- und Deckenbemalungen Geschichten aus dem Leben des hier beerdigten Pharao erzählten. Dazu gab es auch hier eine Vielzahl von Bildern und Versen, die dem Toten auf dem Weg durch die Unterwelt helfen sollten. Das dritte Grab war weniger beeindruckend, da es vor dem Tod des Herrschers nicht fertig geworden war. Starb ein Pharao, bevor sein Grab fertiggestellt war, wurden die Arbeiten so schnell wie möglich abgeschlossen, damit die Beerdigung stattfinden konnte. Schließlich brauchte ein neuer Pharao auch ein neues Grab. Und man konnte nie wissen, wie lange der nächste Inhaber der Doppelkrone auf dem Thron sitzen würde.
Nach dem Besuch im Tal der Könige machten wir einen kurzen Abstecher zu den Memnon-Kolossen, von denen ein Erdbeben nicht mehr viel übrig gelassen hatte. Danach besichtigten wir den Totentempel der Pharaonin Hatschepsut und den Medinet-Habu-Tempel. Am Abend erwartete uns noch einmal der Karnaktempel, diesmal mit einer eindrucksvollen Ton- und Lichtshow.
Badeurlaub am Roten Meer – Erholung nach dem „Kulturschock“
Nach einer letzten Nacht an Bord des Schiffes ging es für die Einen zurück nach Hause, für die Anderen mit einem Buskonvoi zu den gebuchten Anschlussaufenthalten. Wir hatten eine Woche Hurghada gebucht, um nach der Rundreise noch einmal etwas die Seele baumeln zu lassen. Und das war auch bitter nötig. So viel Kultur, Geschichte und beeindruckende Bauwerke innerhalb so kurzer Zeit hinterließen das Bedürfnis, die Dinge etwas nachwirken zu lassen.
Die Hotels am Roten Meer bieten dem Urlauber neben schönen Poolanlagen, gutem Essen und einer umfangreichen All-inclusive-Verpflegung oftmals auch einen sehr schönen hoteleigenen Strand an. Unser Hotel lag direkt in einer kleinen Bucht. Der Strand ist allerdings in der Regel nach rechts und links abgeschottet, sodass Besucher anderer Hotels nicht über den Strand das Hotel wechseln können. Eine Vorsichtsmaßnahme der Hotels um ungebetene Essensgäste fernzuhalten. Lange Strandspaziergänge sind so ausgeschlossen.
Nahezu direkt vor unserem Hotel befand sich ein kleines Korallenriff. Hier konnte man stehend schnorcheln und dabei eine Menge, in den verschiedensten Farben strahlende, Fische bestaunen. Wer davon nicht genug hatte, konnte Schnorchelausflüge bei verschiedenen Anbietern buchen.
Nach einer Woche Erholung und Ruhe am Strand machten wir uns schließlich wieder auf den Heimweg. In dem Wissen, das ein Besuch dieser Hochkultur sowohl den eigenen Horizont erweitert, als auch die Sicht auf manche Dinge im Leben erheblich verändert hatte.
Bildquellen: Abu-Simbel, Tal der Könige und Unterwasserwelt © pixabay.com