Ewiger Frühling, diese Formulierung klang in unseren Ohren lange wie ein Versprechen, dass es eines Tages einzulösen gelten würde. Und so fackelten wir nicht lange und entschieden uns, diesen ewigen Frühling einmal auszuprobieren. Fuerteventura hieß das Ziel unserer Wahl. Die Kanareninsel liegt vor der Küste Afrikas und ist von der geografischen Lage her eher Afrika als Europa zuzuordnen. Nichtsdestotrotz sind die Kanaren spanisches Hoheitsgebiet. So findet man hier ein Stück europäischen Luxusstandard mitten im Afrikanisch-Atlantischen Klima. Der Atlantik, der ja etwas kühler temperiert ist als das Mittelmeer, hält die Temperaturen im angenehmen Bereich und die das ganze Jahr über wehenden Winde sorgen dafür, dass der heiße Saharawind in der Regel nicht bis auf die Kanaren weht. Soweit die Informationen, die wir über Fuerteventura vorher schon einmal irgendwo gelesen hatten. Einige Monate und eine ganze Reihe von durchgelesenen Reiseführern später saßen wir im Flugzeug in Richtung Kanaren.
Costa Calma – Strand, soweit das Auge reicht
Nach unserer Ankunft fuhren wir mit dem Bus, ja es war ausnahmsweise einmal eine komplette Pauschalreise, vom Flughafen in der Inselhauptstadt zu unserem Appartment, welches wir im Vorfeld über ferienwohnung.com gebucht hatten. Der Transfer dauerte eine gefühlte Ewigkeit, auch wenn der Bus angenehm temperiert und die Sitze durchaus bequem waren. Aber wir wollten den viel gerühmten Sandstrand sehen.
Und so hielt uns nach dem Einchecken auch nicht viel in unserem Appartment, das in Strandnähe lag. Wir machten uns direkt auf um den langen feinen Sandstrand zu entdecken. Und tatsächlich bot sich uns ein erhebender Anblick. Soweit das Auge reichte, Strand und Meer. Wer lange ausgedehnte Strandspaziergänge liebt, ist hier genau richtig. Dazu kommt, dass in Costa Calma das Meer in der Regel sehr ruhig ist. Da die Winde zumeist von der Landseite kommen, wird das Meer hier nicht durch den Wind aufgepeitscht, was zu sehr niedrigem Seegang führt. Das macht Costa Calma beliebt bei Familien mit Kindern aber auch bei Windsurfern, die hier bei niedrigem Wellengang die notwendige Routine auf dem Surfbrett sammeln können.
Surfen mit dem Wind – aber Achtung vor dem Meer
Windsurfen, ein Abenteuer, das wir uns hier auf keinen Fall entgehen lassen wollten. Denn drei Wochen wollen ja auch in irgendeiner Form gefüllt werden. Also entschlossen wir uns in der Surfschule von Costa Calma einen Surfschein zu machen. Den Schein konnte man in sieben Doppelstunden machen. Die kleine Gruppe von Surfschülern bestand komplett aus Anfängern, was den einen oder anderen lustigen Abgang vom Brett mit sich brachte. Doch nach und nach bekamen wir alle ein Gefühl für das Bett, das Segel, die Wellen und den Wind. Vor allem muss man an dieser Stelle der Insel darauf achten, dass man im Überschwang der Gefühle, wenn das Surfbrett langsam Fahrt aufnimmt, nicht zu weit vom Ufer weggeweht wird. Denn die vom Land her wehenden Winde haben an manchen Tagen durchaus genug Kraft um einen Surfer, der unvorsichtig ist, eine ganze Strecke aufs Meer hinauszubringen. Da ist schon eine gewisse Routine erforderlich, wenn man sich hier allein aufs Brett stellen möchte.
Costa Calma – Tourismus pur inmitten des ewigen Frühlings
Costa Calma selbst ist eine Stadt, die einzig und allein dem Tourismus dient. Die Einheimischen, die hier wohnen, arbeiten in den Hotels, Bars oder Restaurants. Auch einige Einkaufszentren gibt es, die dem Touristen von Souvenirs bis zu den für diese Insel typischen Aloe Vera Produkten alles Mögliche bieten. Vor allem am Abend kann man hier wunderbar flanieren und in den Bars und Restaurants den Tag ausklingen und die Nacht beginnen lassen. Die meisten Urlauber, die man in Costa Calma antrifft sind Deutsche. Zwar ist diese Urlaubsregion etwas ruhiger als die anderen großen Urlaubsziele dieser Insel, dafür ist man hier eher „unter sich“. Vor allem für Urlauber, die wenig Lust auf die Eigenarten britischer oder russischer Urlauber haben ist Costa Calma daher ein sehr begehrtes Pflaster.
Eine Insel der Gegensätze – Geschichte und Gegenwart dicht an dicht
Auch auf Fuerteventura schafften wir es, uns etwas kulturelles Wissen anzueignen. Auch wenn sich hier nicht so viel Möglichkeit dazu bot, haben wir doch die eine Chance genutzt, die wir sahen: das Dorf La Atalayita. Hierbei handelt es sich um eine archäologische Ausgrabungsstätte, die dereinst von den Ureinwohnern Fuerteventuras, den Mahos, bewohnt wurde. In dem Dorf gibt es einen Informationsraum, in dem man im Rahmen der Öffnungszeiten entsprechende Hinweise auch auf Deutsch erhält. Es gibt sogar die Möglichkeit, einen deutschsprachigen Rundgang durch die Ausgrabungsstätte zu machen. Daneben bietet sich die Chance einer Bergtour in unmittelbarer Nähe der Ausgrabungsstätte.
Von der Wüste ins Paradies
Fuerteventura gilt als Halbwüste mit der Tendenz zur Wüste. Das liegt vor allem an der Menge an Sand und der oftmals eher kargen Vegetation auf der Insel. Diese wiederum wurde verursacht durch die zeitweise völlig übermotivierte Rodung der Wälder auf Fuerteventura, ohne für eine entsprechende Neubepflanzung zu sorgen. Ein weiterer Grund für die Dürre sind die über Jahrzehnte hinweg gehaltenen Wildziegen, die einen Großteil der Vegetation weggefressen haben dürften. Was bleibt ist ein ausgedörrter Boden, der auch aufgrund der sehr wenigen und dann in der Regel nahezu nur im Winter stattfindenden Regenfälle, kaum wirklich fruchtbar ist. So wundert es nicht, dass Palmen und Gärten zumeist nur rund um die Hotelanlagen bestehen, denn hier werden sie von den Abwässern der Hotels am Leben erhalten. Umso interessanter ist der Pinien- und Palmenwald von Costa Calma. Aber noch sehenswerter ist der Naturpark „Oasis Park“ in La Lajita. Auf den 800.000 qm des Parks wird so einiges geboten. Von einer Kamelsafari über einen Tierpark, Tiershows und einen botanischen Garten mit unglaublich vielen exotischen und außergewöhnlichen Pflanzenarten findet man hier alles, was das Herz eines Naturliebhabers höher schlagen lässt. Gerade im Tierpark kann man die Tiere teilweise aus nächster Nähe bewundern, manche von ihnen sogar anfassen. Die Schlange auf den Schultern, das Babykrokodil (natürlich mit zugebundenem Maul) auf dem Arm und abschließend auf dem Sattel eines Kamels sitzen. Kann man mehr Natur an einem Tag erleben? Etwa 250 verschiedene Arten von Tieren warten hier darauf, von den Besuchern bestaunt zu werden. Für das Leibliche wohl ist auch gesorgt. Drei Restaurants in der Anlage bieten mit unterschiedlichen Themengebieten für jeden Gaumen das Richtige. Kinderspielplätze und Toiletten mit Wickelmöglichkeiten runden das Angebot im Oasis Park perfekt ab. Dieser Ausflug ist sowohl für Familien mit Kindern als auch für Ehepaare oder Singles absolut empfehlenswert.
Die Aussicht genießend der Heimreise entgegen
Den vorletzten Tag nutzten wir zu einem letzten Ausflug. Es zog uns zum angeblich schönsten Aussichtspunkt der Insel, dem Mirador Morro Velosa. Von hier oben aus kann man den Norden der Insel bis nach Lanzarote hinüber überblicken. Wir hatten Glück mit dem Wetter und so ging unser Blick in die schier endlose Ferne. Was wir sahen, war ebenso wunderschön wie erschreckend: Sand, Dünen, Wüste. Was am Meer wie ein wundervoller Strand wirkt, ist im Landesinneren nicht viel mehr als totes Land. Nur wenig Grün schafft es diese leblose rötlich braune Färbung zu durchbrechen und hier und dort etwas Leben erahnen zu lassen. Dieser Anblick Fuerteventuras wird uns wohl mit am längsten in Erinnerung bleiben.
Wir brachen auf um den ewigen Frühling zu finden und was die Temperaturen angeht, passt diese Beschreibung auch zu 100 %. Was so gar nicht frühlings like ist, ist die Vegetation auf der Insel. Doch für einen dreiwöchigen Badeurlaub mit der einen oder anderen Abwechslung in Form eines Ausfluges dazwischen ist die Insel auf jeden Fall empfehlenswert.